15 Teilnehmer waren für den WebMontag gestern angemeldet – davon war aber nur ca. die Hälfte da. Dafür waren so viele unangemeldete Gäste da, dass sich tatsächlich 20 Teilnehmer – darunter viele Ersttäter – im KITZ versammelten. Entsprechend angeregt waren auch die Diskussionen während und nach den Vorträgen. Neben dem „harten Kern“ von Leuten, die immer kommen, waren wohl viele durch das Thema „Anonym im Netz“ von Hinnerk Haardt angezogen. Dazu habe ich noch einmal ausführlicher über das OpenStreetMap Projekt berichtet.OpenStreetMap
Kartenanwendungen im Internet haben in den letzten Jahren einen ungeheuren Boom erfahren. Seit der Einführung von Google Maps und vor allem der für jederman kostenlos verwendbaren Google Maps API sind Karten einfach zu bedienen und quasi in jede Internetseite integrierbar.
Mittlerweile gibt es auch von Microsoft Live Earth und Yahoo Maps ähnliche Angebote, die aber alle die gleichen Nachteile haben: Zwar sind sie weltweit verfügbar und kostenlos aber nicht „frei“ – man kann sie nur nach den Nutzungsbedingungen der Anbieter verwenden und muss damit rechnen, dass sich die Nutzungsbedingungen auch ändern können. Business-Modelle können da schon einmal ins Schwanken kommen, wenn die zum Beispiel der Maps-Anbieter entschlösse auf einmal Werbung in den Karten einzublenden.
Digitales Kartenmaterial kann man auch von Landes- oder Stadtvermessungsämter bekommen. Das kostet aber schon in der Anschaffung Geld und ist dann räumlich auf den Zuständigkeitsbereich des jeweiligen Amtes beschränkt.
„Gibt’s da auch was von OpenSource?“
Es gibt vermutlich keine kommerzielle Software, die nicht im OpenSource Bereich eine Entsprechung findet. Naja – mal abgesehen vielleicht von hoch-speziellen Anwendungen zu Maschinensteuerung. So verwundert es aber nicht, dass sich vor einiger Zeit ein Projekt formiert hat, dass freie Karten produzieren will. Unter dem Namen „OpenStreetMap“ laufen tausende von Enthusiasten mit GPS-Geräten durch die Weltgeschichte und zeichnen ihre Wege auf. Diese laden Sie in eine gemeinsame Datenbank und modellieren daraus Straße, Wege, Flüsse, Seen, Wälder, Häuser und sammeln „Points-Of-Interest“ wie Museen, Restaurants, Kinos, Geschäfte usw.
Die Daten stehen unter Creative Commons Attribution Share-Alike Lizenz – man kann diese Karten also verwenden wie man will: Kommerziell, nicht kommerziell und man kann sie verändern. Man muss nur angeben, dass die Karten aus dem OpenStreetMap Projekt stammen und die veränderten Daten auch unter dieser Lizenz weitergeben.
Mittlerweile gibt es eine Reihe Projekt um OpenStreetmap herum, die sich mit Routing oder der Erstellung einer JavaScript API beschäftigen.
TOR – Anonym im Netz
Unser Sicherheits-Experte Hinnerk Haardt stellte im Anschluss das „TOR“-Projekt vor. Dabei handelt es sich um eine Methode, seine Spuren im Internet zu verschleiern. Normalerweise erhält jeder ans Internet angeschlossene Rechner eine IP-Adresse. Und wenn ich mit meiner IP auf die IP eines Server zugreife, kann der Server meine IP speichern und wenn jemand mal Fragen dazu hat, wer da so zugegriffen hat, kann in Deutschland mit einem richterlichen Beschluß herausfinden, dass ich zu der fraglichen Zeit jene IP hatte.
Doch nicht nur Strafverfolgungsbehörden kann so etwas interessieren. Auch Firmen möchten zwecks Marketing möglichst viel über die Besucher ihrer Homepage erfahren.
Wer es den Datensammlern ein wenig schwerer machen möchte, sollte sich einmal mit TOR befassen. TOR verschlüsselt die Verbindungen und leitet sie über mehrere eigene Server um, die jeweils nur ihren Vorgänger und den Nachfolger in der Kette kennen und keine Log-Files anlegen. Es wird also quasi unmöglich nachzuvollziehen, wer wann wo zugegriffen hat. Dazu ändert sich das Routing über die Tor-Server alle 10 Minuten.
Mit Tor lassen sich verschiedenste Verbindungen verschleiern: WWW, E‑Mail, SSH, Bittorent usw. Wenn ich Hinnerk recht verstanden habe, kann ein erfahrener Administrator prinzipiell alle TCP Verbindungen über TOR leiten.
Unter Ubuntu lässt sich TOR sehr einfach installieren: Man installiert einfach die Pakete „privoxy“ und „tor“ installieren. Dazu den „Tor Button“ für Firefox und Thunderbird. Mit diesem lässt sich auf Knopfdruck die Verbindung verschlüsseln.
Nachteil der Geschichte ist, dass die Latenzzeiten der Zugriffe zum Teil empfindlich steigt. Das könnte sich allerdings ändern, wenn das Netzwerk weiter wächst.
Zusammenfassend erklärt Hinnerk „TOR ist das Beste, was wir zur Zeit haben“ – und wenn er das sagt, dann glaube ich ihm.
Der gemütliche Teil
In Anschluss an die Vorträge wurde dann bei Bier und Brause fröhlich weiter diskutiert über OpenStreetMap und Tor und den ganzen Rest.
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