Wikileaks hat wieder zugeschlagen: Die Website veröffentlicht mehr als 250.000 Dokumente amerikanischer Diplomaten. Darin steht unter anderem, was die Botschafter über ihre Gastgeber denken. Zum Teil ist das nicht schmeichelhaft. Die US-Regierung befürchtet diplomatische Probleme. Und die Frage bleibt: Ist geheim das neue öffentlich?
Laut Spiegel Online schrieb zum Beispiel der amerikanische Botschafter in Deutschland über Guido Westerwelle, er sei „inkompetent, eitel und amerikakritisch“, die Kanzlerin „meidet das Risiko und ist selten kreativ“.
Natürlich sind das keine echten Geheimnisse. Es sind kritische Meinungen, die man auch in der Zeitung lesen kann. Die Veröffentlichung scheint aber zu belegen, was Google-Chef Eric Schmidt kürzlich sagte:
„If you have something that you don’t want anyone to know, maybe you shouldn’t be doing it in the first place.“
Bei Anne Will bezeichnete Blogger Sascha Lobo das Wikileaks-Phänomen als Vorzeichen einer neuen globalen Gesellschaft. In Zukunft gäbe es viele Plattformen für derartige Veröffentlichungen und das würde das Zusammenleben verändern. Überhaupt sagt Lobo viel Schlaues in der Sendung. Im Prinzip ist es aber nur die Umsetzung des alten Sprichworts: „Hast Du nichts Gutes zu sagen, sage lieber gar nichts!“ und sie basiert auf der Extrapolation der akutellen Entwicklung auf die Zukunft.
In einem Interview mit Deutschlandradio Wissen erklärte die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan die Notwendigkeit von Vertraulichkeit in der Politik. Wichtig wäre also tatsächlich eine fachmännische Bewertung von Vertraulichen Informationen. Und wenn durch die totale Transparenz mehr verloren geht, als die Demokratie gewinnt, sind solche Pauschalveröffentlichungen in Zukunft nicht wünschenswert.
Links
- Spiegel Online: Im Netz der Denunzianten
- Anne Will: Wirbel um Wikileaks-Enthüllung – peinliches Zeugnis für Schwarz-Gelb?
- Guardian: US embassy cables leak sparks global crisis
Foto: www.dokumentiert.de / photocase.com
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