Spontan bot Heiko Behrens gestern auf dem WebMontag eine Session zu seinem Projekt „Camholder“ an: Die Halterung ermöglicht es bei Präsentationen, ein Smartphone bequem zu bedienen und gleichzeitig die Bedienung auf einen Beamer zu übertragen. Heiko hat die Halterung in Heimarbeit entwickelt und stellt sie nun auf Anfrage in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kieler Firmen her – und er suchte nach einer Möglichkeit, diese Arbeit loszuwerden.
Eigentlich hat Heiko Behrens einen ganz anderen Job: Als Software-Entwickler arbeitet er zur Zeit an seinem eigenen Startup. Dabei ist ihm aber aufgefallen, dass es keine einfache Möglichkeit gibt, in Präsentationen wirklich zu zeigen, wie mobile Anwendungen bedient werden. So machte er sich mit Heißfön, Dremel und Acrylglas ans Werk und tüftelte so lange mit verschiedenen WebCams herum, bis er eine Variante fand, die alles tat, was er wollte. Nun kann er die Kamera auf das Smartphone fest fokussieren und den Lichterverhältnissen anpassen. Die selbstgeschriebene Mac-Software kann per Tastatursteuerung das Bild drehen, ausschneiden und im Vollbild darstellen. Man kann sogar zwei dieser Kameras anschließen und dann beide Bilder nebeneinander darstellen.
Mittlerweile hat Heiko das Herstellungsverfahren verbessert und das gelaserte Acrylglas sieht wesentlich hochwertiger aus als die gesägte erste Version. Für die Herstellung muss er allerdings kreuz und quer durch Kiel und bei dem einen Geschäft die Form lasern lassen und dann bei der anderen Firma das Plastik biegen lassen. Zwar verkauft Heiko die Halterungen für einen guten Preis, dennoch scheint der Markt eher beschränkt und Heiko hätte gerne eine einfach Möglichkeit, seine Erfindung verfügbar zu machen, ohne da selbst Arbeit von zu haben: Die Software und alle Baupläne sind Open Source. Kaum jemand aber verfügt über die Möglichkeiten den Camholder nachzubauen.
Gemeinsam hat dann der WebMontag Ideen dazu gesammelt:
- Für 3D-druckbare Gegenstände gibt es zum Beispiel ShapeWays. Dort kann man seine 3‑D-Entwürfe hochladen, die dann bei Bedarf gedruckt und ausgeliefert werden, ohne dass man sich darum kümmern muss. Leider scheint der Camholder in seiner jetzigen Form nicht dafür in Frage zu kommen, da das Druckmaterial vermutlich nicht robust genug ist.
- Vielleicht könnte auch eine Einrichtung wie die Mürwiker Werkstätten die Produktion übernehmen. Die würden das aber vermutlich nicht „on-Demand“, sondern auch immer in bestimmter Stückzahl vorproduzieren.
- Als Studienprojekt könnten sich Studierende des Wirtschaftsingenieurswesens oder des Industriedesigns überlegen, wie man den Camholder „marktreif“ macht, produziert und ohne Aufwand vertreibt.
Ich selbst habe zwar keine Verwendung für den Camholder. Ich habe mich aber neulich noch beim Schauen eines Videos von der Google I/O 2012 gewundert: Die haben so einen Projektor benutzt, wie man die früher im Kunstunterricht hatte, um sich einen Picasso aus dem Kunstbildband anzuschauen. Mit Heikos Camholder kann man das Telefon viel normaler bedienen und damit sogar (im kleinen Radius) herumlaufen. Außerdem fand ich mal wieder großartig, wie kreativ WebMontage sein können, wenn Leute ihre Ideen vorstellen und eine Frage stellen. Also, wenn Du eine Idee oder einen Prototypen hast und Feedback von einer Gruppe relativ verschiedener aber technisch interessierter Menschen haben willst, solltest Du eine Session auf dem WebMontag draus machen!
Links
- Homepage: camholder.org
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