„Decison Making – Bauch vs. Kopf“ hieß die Session, die Jule und Sandra von ma design beim BarCamp Kiel direkt vor mir ankündigten. „Entscheidungen treffen für Unentschlossene“ sollte meine Session heißen – Nach kurzer Rücksprache mit Jule und Sandra entschied ich mich um und stellte meine Session zurück.
Jule und Sandra erklärten ihr Problem: Sie hatten zwei Ideen für Projekte, aber nur begrenzte Ressourcen. Für welches Projekt sollten sie sich entscheiden? Und nach welchen Kriterien?
Entscheiden nach Zahlen
Wer nach dem Bauchgefühl entscheidet, kann sich unter Umständen schnell entscheiden. Wer nach dem Kopf entscheiden will braucht Kriterien, fanden Jule und Sandra. Und weil Jule Mathematikerin ist, sollte es eine mathematische Methode sein. Also haben sich die beiden Kategorien ausgedacht. Eine war zum Beispiel die Verfügbarkeit von passenden Entwicklern im Team.
In jeder Kategorie haben Jule und Sandra dann Schulnoten vergeben und am Ende eine Durchschnitt errechnet. Um das Ergebnis noch aussagekräftiger zu machen, haben sie die Kategorien gewichtet und kamen auf ein eindeutiges Ergebnis. Das eine Projekt bekam eine 1,8, das andere eine 3,8.
Das Problem sei nur, dass gar nicht eingerechnet sei, wie innovativ ein Projekt sei. Das sei doch der eigentlich entscheidende Faktor, warf Sandra ein und schlug vor, die Kategorie „Innovation“ einzuführen und die mit 90% zu gewichten. Dann aber sei der gesamte Kriterien-Katalog wertlos.
Dann wurde es esoterisch
Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern entstand eine Diskussion darüber, was es bedeute mit dem Bauch zu entscheiden. Ein Teilnehmer meinte, er entscheide nur noch nach dem Bauch und seither habe er keine falschen Entscheidungen mehr getroffen. An dieser Stelle wurde es esoterisch. Als ich einwenden wollte, dass das Bauchgefühl kein göttlicher Draht zur Vorsehung sei, erzählte jemand von Rückführungszeremonien, um den Kontakt zum Selbst wiederzufinden und ich gab auf.
Mein Vorschlag: Als Team entscheiden
Der Schwachpunkt an der Methode von Jule und Sandra ist, dass die Zahlen Objektivität vorgaukeln. Dabei sind sie vollkommen willkürlich entstanden: Die Kategorien sind willkürlich. Die Bewertungen sind willkürlich. Die Gewichtungen sind willkürlich. Das Ergebnis gaukelt dann Objektivität vor.
Dabei gibt es durchaus gute Methoden, um Entscheidungen vorzubereiten. Und mehr als vorbereiten kann keine Methode. Bei einer Entscheidung über die Zukunft handelt es sich immer um eine Prognose. Aber man kann begründete Entscheidungen treffen. Gerade in Teams müssen Entscheidungen begründet sein, damit alle an einem Strang ziehen können. Am besten ist es, wenn alle an der Begründung mitgearbeitet haben.
Eine Methode zur Entscheidungsfindung ist die
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Natürlich braucht man nicht wirklich Hüte für diese Methode. Die Stärke dieses Ansatzes aber ist, dass immer alle Mitglieder der Gruppe im gleichen Modus sind. Ideen werden nicht direkt mit „ja, aber“ abgekanzelt. Dafür gibt es mit dem schwarzen Hut eine eigene Runde, in der alle kritisch sei dürfen – auch die Fans der Idee.
Es ist gut, dass sich alle an der Diskussion beteiligen können, alle ihre Sichtweisen einbringen können und sich das Team intensiv mit der Vorbereitung der Entscheidung befasst. So bekommt man ein Ergebnis auf breiter Erfahrungsbasis und alle sind daran beteiligt. Klar, am Ende muss man doch sein Herz über die Hürde werfen und nach dem Bauch entscheiden. Den letzten Schritt kann Dir niemand abnehmen.
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