Nachdem der amerikanische Whistleblower Edward Snowden öffentlich gemacht hat, was die US-Regierung in Kooperation mit befreundeten Geheimdiensten alles treibt, um möglichst alle Menschen in aller Welt zu überwachen, wird immer wieder darauf hingewiesen, wie man sich im Internet verstecken könnte – gerne kommt auch der Hinweis darauf, dass viele Bürger zu viel von sich im Internet preis gäben. Anonymität und Medienkompetenz mögen zwar für Vieles gut sein, sie sind aber kein Ersatz für funktionierende Rechtsstaaten und freiheitliche Gesellschaften – zu denen auch immer Datenschutz gehört.
Mit dem TOR-Browser Bundle ist es wirklich einfach, über das Anonymisierungsnetzwerk online zu gehen: Paket auspaketen, TOR starten, lossurfen. Über mehrere Knoten und verschlüsselte Übertragungen wird so die Spur zum Benutzer verwischt. Das funktioniert so lange, bis man das erste Mal irgendwo nicht nur liest, sondern etwas von sich preis gibt – wenn man einen Kommentar abgibt oder sich irgendwo einloggt. Wer sich bei Facebook einloggt, ist natürlich klar zu identifizieren. Wer kommentiert kann unter Umständen über seine Aussagen identifiziert werden. Man will ja nicht nur zusammenhanglos irgendwelche Sachen schreiben – die meiste Kommunikation findet mit Bekannten statt. Da bringt dann auch Mailverschlüsselung nicht viel, weil ja immer noch klar ist, wer wann mit wem gemailt hat.
Informationellen Selbstbestimmung ist Grundrecht
„Es geht nicht um Privatheit, sondern um die soziale Beherrschbarkeit der Maschinerie.“ – Wilhelm Steinmüller (Autor des 1. Datenschutzgutachtens von 1971)
Datenschutz ist nicht Datensicherheit: „Datenschutz beobachtet die organisierte Informationsverarbeitung und Kommunikation in der asymmetrischen Machtbeziehung zwischen Organisationen und Personen,“ hat der Datenschützer Martin Rost beim Kieler WebMontag im März erklärt. Es geht dabei immer um die Abwägung zwischen den Interessen. Auf der einen Seite wollen wir unbeobachtet sein, auf der anderen Seite wollen wir mit bestimmten Dingen auch in Verbindung gebracht werden. Ich schreibe hier unter meinem Namen in meinem Blog. Das bedeutet aber nur, dass ich genau diese Texte mit meinem Namen in der Öffentlichkeit sehen will – das gilt nicht für meine Mails und auch nicht für jeden Kommentar, den ich ins Internet schreibe.
Keine Organisation darf berechtigt sein, den Schleier der Pseudonymität oder Anonymität ohne mein Einverständnis zu lüften. (Von konkreter Strafverfolgung mal abgesehen.) Das kann nur rechtlich sichergestellt werden. Der Staat muss hier die Bürgerinnen und Bürger vor sich selbst und anderen schützen.
Die Alternativen sind die post-private Auslieferung der Menschen an ökonomische und staatliche Interessen, die totale Verweigerung und damit der gesellschaftliche Ausschluss oder eine Internetnutzung, die sich in Nichts von der Internetnutzung chinesischen Dissidenten unterscheidet. Mit der Würde des Menschen und der Freiheit der Person hat das dann nichts mehr zu tun.
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