Eine Studie hat festgestellt, dass OpenStreetMap nur noch 9% der Daten fehlen, die kommerzielle Hersteller von Navigationssystemen haben. In anderen Bereichen liegt die freie Geodatenbank sogar in Führung. Damit hat sich OpenStreetMap in wenigen Jahren durch ehrenamtliche Mitarbeit zu einem ernsthaften Konkurrenten für die bisherigen Platzhirsche entwickelt. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis TomTom & Co. den Weg des Brockhauses gehen.
Auf einer GIS-Veranstaltung vor ein paar Jahren habe ich einmal den Satz gehört, dass die Behörden in Deutschland seit 150 Jahren immer genauerer Karten produzieren und gar nicht ganz klar sei, wofür man diese hochgenauen Karten eigentlich benötigt.
Gleichzeitig begann OpenStreetMap sich zu entwickeln. Als ich mir 2006 ein GPS-Gerät im Geografischen Institut auslieh, war von Kiel noch nicht viel erfasst: Die Stadtautobahn, die Küstenlinie und Bruchstücke der Holtenauer Straße. Niemand konnte sich vorstellen, dass diese Karte irgendwann man ein richtiger Stadtplan werden könnte und dass der auch noch hinreichend genau werden. Immerhin hat normales GPS keine besonders hohe Genauigkeit.
Tatsächlich aber sind die Karten genau genug für alle alltäglichen Anwendungen. Wer wissen will, wie er von A nach B kommt, und per Karte navigiert, muss nur wissen, dass es an der dritten Kreuzung rechts weiter geht. Da ist es egal, ob die Kreuzung 500 oder 503 Meter entfernt ist.
Wer wissen will, wo der nächste Postkasten oder die nächste Apotheke ist, muss nur die Kreuzung kennen. Auch Anfahrtspläne für Geschäftshomepages lassen sich damit genau genug gestalten. Da wäre es viel zu aufwendig, sich eine Lizenz für eine amtliche Karte zu besorgen. Und für den nächsten Anwendungsfall müsste man sich dann schon wieder überlegen, ob die Lizenz das noch erfasst.
Auswirkungen für die GIS-Branche
Vor ein paar Jahren hieß es immer, dass GIS die Zukunfttechnologie schlechthin sei. Das habe ein ähnliches wirtschaftliches Potential, wie die Biotechnologie – nur ohne die ethischen Probleme. Google Maps und OpenStreetMap haben diesen Markt inzwischen ziemlich umgekrempelt und tatsächlich gibt es heute viel mehr Geodatenbasierte Anwendungen als früher – aber nicht so, wie sich die alten Player das vorgestellt haben. Die Leute sitzen dazu nicht vor den Produkten der alten GIS-Hersteller. Sie nutzen ganz selbstverständlich Geodaten auf Webseiten und in Mobiltelefonen. Denn auch hier gilt: Die meisten Fragestellungen, die man mit Geodaten beantworten kann, sind so simpel, dass man keine komplexen GIS-Programme benötigt.
Ich finde es immer noch schade, dass das Projekt „OpenStreetMap“ heißt. Denn es geht nicht um die Straßenkarte. Die ist nur eine Anwendung für die freien Geodaten. Wenn ich mir anschaue, wie viele Spezialkarten mittlerweile generiert werden, bin ich gespannt, was da in Zukunft noch alles kommt. Denn es ist so einfach: Die OpenQueerMap zum Beispiel benötigt nur ein gay=yes als Attribut bei Cafe, Clubs und Läden und schon ist die Karte ein wenig bunter. Und das kann jeder von zu Hause aus weiterentwickeln.
Links
- heise.de: Studie: OpenStreetMap holt kommerzielle Kartenanbieter ein
- Wikipedia: OpenStreetMap
Foto: Some rights reserved by avlxyz
Schreibe einen Kommentar