Seit gestern gibt es das offizielle Release von ownCloud 2. Auf einem normalen Webspace lassen sich damit ein Dropbox-artiger Webspeicher, ein Kalender, ein Kontakt-Manager und ein Online-Musikplayer betreiben. Nachdem ich festgestellt habe, dass bei meinem Webspace noch 80 GB ungenutzt waren, habe ich mich an die Installation gemacht.
Die Installation von ownCloud 2 ist vorbildlich einfach: Hochladen, im Browser aufrufen und schon hat man den Login-Screen vor sich. OwnCloud will dann einen ersten User – Als Datenbank nimmt es zur Not auch SQLite, wenn man keine Verbindungsdaten für MySQL oder Postgres angibt.
Nach dem Login hat man dann eine normale Dateiverwaltung vor sich. Man kann Verzeichnisse anlegen und Dateien hochladen. Soweit so unspektakulär. Aber:
- OwnCloud 2 lässt sich auch per WebDav wie ein normales Laufwerk ins Betriebssystem einhängen. Man muss dann nicht mehr per Browser hantieren und kann sich beliebige Backup-Skripte ausdenken, die auch automatisiert Daten auf den Server schieben. Da es WebDav-Clients für alle möglichen Systeme – auch z.B. Android-Telefone – gibt, kann man von überall aus auf das Netzlaufwerk zugreifen. Die Dateien und Verzeichnisse kann man auch per Token-URL öffentlich oder auch wieder privat machen.
- Musikdateien werden von ownCloud als solche erkannt und gesondert behandelt. Zum einen kann man sie online per Webplayer anhören. Zum anderen bietet ownCloud einen Ampache-Server, mit dem man die Dateien zum Beispiel mit Amarok auf den heimischen Rechner streamen lassen kann.
- Der eingebaute Kalender lässt sich per CalDav zum Beispiel mit Thunderbirds Kalender-Plugin Lightning verheiraten. So richtig habe ich das noch nicht zum Laufen bekommen. Prinzipiell soll das aber gehen.
- Das gleiche gilt für die eingebaute Verwaltung von Kontakten. Auch die können automatisch mit Thunderbird abgeglichen werden.
- OwnCloud verfügt dann noch über eine Bookmark-Verwaltung, die ich mir aber noch nicht angeschaut habe. Da bin ich zur Zeit mit Semantic Scuttle und dem Firefox-Sync ganz gut bedient. Testen werden ich aber mal.
Das Projekt ownCloud existiert seit Anfang 2010 und hat noch nicht einmal Seiten in der Wikipedia – weder in der deutschen noch in der englischen. Dafür wirkt es aber sehr ernsthaft. Die gestern veröffentlichte Version 2 zeigt vor allem, was zukünftig alles möglich sein wird. Man hat sich auf eine handvoll Basisfunktionen konzentriert und die ordentlich zum Laufen gebracht.
Die Bedienung ist noch nicht überall so einfach und praktisch, wie sie sein könnte. Den Musikplayer könnte man zum Beispiel in einem Popup öffnen, damit die Musik nicht bei jedem Seitenaufruf kurz unterbrochen wird. Die Einrichtung von WebDav und CalDav könnte noch mehr von ownCloud unterstützt werden.
Perspektivisch wäre es schön, wenn das Sharen mit einer Community wie Diaspora möglich wäre. Ich hab neulich schon drüber gebloggt, dass Ubuntu One Diaspora anbinden sollte. Man müsste das als generelle Schnittstelle entwickeln.
Effektiv wäre es ja so, dass mein Diaspora-Login ebenfalls mein ownCloud-Login ist. Diaspora könnte dazu einfach als OpenID-Provider auftreten. OwnCloud kann ja schon OpenID – soweit ich das im backend verstanden habe.
Als zweiten Schritt müsste man seine Freunde und Aspekte bei Diaspora abfragen können, um Dateien mit ihnen sharen zu können. Die Prüfung der Freihabe beim Abruf könnte dann wieder über die OpenID-Funktionen laufen.
Links
- Homepage: owncloud.org
- heise.de: OwnCloud 2.0 erlaubt Datei-Sharing
Bild: Eigene Grafik
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