Historiska Museet Stockholm

Was für ein grandioses Museum

Kommentare

  1. Avatar von Niko

    Ich habe die­ses Muse­um vor ein paar Mona­ten eben­falls besucht und war ähn­lich begeis­tert wie du. Ich war gene­rell über­rascht wie vie­le Muse­en es mit kos­ten­lo­sem Ein­tritt in Stock­holm gibt, die alle ähn­lich auf­wen­dig und hoch­wer­tig sind wie das His­to­ri­sche Muse­um. Bei­spiels­wei­se das Armee­mu­se­um (mit gro­ßem Schwer­punkt auf dem 30-jäh­ri­gen Krieg) oder das See­his­to­ri­sche Museum.

  2. Avatar von steffen

    Das His­to­ri­sche Muse­um in Stock­holm ist etwas Beson­de­res. Es zeigt nicht nur, wie es frü­her war – zeigt vor allem auch, was die Wis­sen­schaft nicht weiß und was das alles mit mir zu tun hat. Das habe ich so vor­her noch nir­gends so gesehen.

    Wenn ich zum ers­ten Mal in einer neu­en Stadt bin, geh ich ger­ne in das Stadt­mu­se­um und lass mir erklä­ren, wie die Stadt zu dem wur­de, was sie heu­te ist. Das Stadt­mu­se­um in Stock­holm ist aber gera­de geschlos­sen und so lag es nahe ins His­to­ri­sche Muse­um zu gehen.

    Ers­tens: Es ist kos­ten­los! Die Schwe­den sind offen­bar der Mei­nung, der Zugang zu Bil­dung und Kul­tur soll­te nicht am Geld schei­tern und bie­ten oft min­des­tens einen Tag frei­en Ein­tritt in vie­len Muse­en an. Das His­to­ri­sche Muse­um ist kom­plett kostenlos.

    Dann gibt es einen toll gemach­ten prä­his­to­ri­schen Teil, in aus dem Leben von meh­re­ren Men­schen erzählt wird, deren Über­res­te man gefun­den hat. Das macht so ein Gerip­pe im Schau­kas­ten doch etwas nah­ba­rer. Gleich­zei­tig macht die Aus­stel­lung aber auch deut­lich, was man wirk­lich weiß, was Spe­ku­la­ti­on ist und wie es auch sonst gewe­sen sein könnte.

    Es war das Video einer Frau in prä­his­to­ri­scher Klei­dung, die sich eine der aus­ge­stell­ten Bro­schen ansteck­te, bei dem ich dach­te: „Ja, so wie heute!“

    Wenn wir es mit Geschich­te zu tun haben, wirkt es oft so, als sei­en die Wikin­ger wil­der gewe­sen – bru­ta­ler. Oder die Men­schen im Mit­tel­al­ter sei­en blind und dre­ckig der Reli­gi­on nachgelaufen.

    Men­schen sind schon immer Men­schen gewe­sen. Wenn auch tau­sen­de Jah­re dazwi­schen lie­gen – Men­schen haben immer noch Angst, lie­ben immer noch, has­sen immer noch, küm­mern sich um ande­re Men­schen, um Kin­der und Freun­de. Nur das Was­ser­klo und das Inter­net unter­schei­den uns von den Men­schen früher.

    Was sam­meln Museen?

    Nach der Vor­ge­schich­te geht es in einen Bereich, der auf­ge­macht ist wie ein Flug­ha­fen­ter­mi­nal. An den Gates stellt die Aus­stel­lung Fra­gen. Was sam­melt ein Muse­um und war­um? Was nicht? Wie deut­schen Wis­sen­schaft­le­rin­nen die­se Gegen­stän­de? Wel­che Ideen beein­flus­sen sie dabei? Eine Aus­stel­lung über Muse­en und Wissenschaft.

    Links: Prä­his­to­ri­sche Stein­werk­zeu­ge /​ Rechts: Aktu­el­le Bürsten

    In einem Raum wer­den auf der einen Sei­te his­to­ri­sche Werk­zeu­ge aus­ge­stellt und auf der ande­ren aktu­el­le Küchen­ge­rä­te, Bürs­ten und Zahn­bürs­ten. Was könn­te man eigent­lich aus Grund die­ser Gegen­stän­de über unse­re Zeit sagen? Auf was lässt eine grü­ne Plas­tik­zahn­bürs­te schlie­ßen? Wel­che Bedeu­tung hat ihre Far­be, ihre Form für uns? Oft ver­mut­lich so gut wie gar keine.

    Es wird gezeigt, wie Fun­de über Schwe­den ver­teilt sind und dass damit Stein­äx­te unter­schied­lich aus­se­hen könn­ten, weil sie aus ver­schie­de­nen Regio­nen kom­men, oder aus ver­schie­de­nen Zei­ten. Viel­leicht liegt es nur an den ästhe­ti­schen Vor­lie­ben der Handwerker.

    Was fin­den wir alles nicht? Ein Jahr­tau­sen­de alter geba­cke­ner Fla­den wird dort gezeigt und vie­le lee­re Fächer. Denn vie­le Mate­ria­li­en ver­ge­hen ein­fach mit der Zeit.

    Und dann spielt immer eine Rol­le, was gera­de gesell­schaft­lich gedacht wird, wenn die­se Fund­stü­cke ein­ge­ord­net wer­den. Ein Stein in einem Grab? Bei einer Män­ner­lei­che ein Zei­chen von Macht, bei einer Frau ein Mahl­stein. Sie hat sich um den Haus­halt geküm­mert – da schließt dann der For­scher von sei­ner Welt auf die frühere.

    Die Aus­stel­lung führt sehr gut vor Augen, wie auch unser Ver­ständ­nis von Natio­nen, von Hei­mat, von unse­rem Land auf Geschich­ten über unse­re gemein­sa­me Ver­gan­gen­heit beru­hen. Geschich­ten sind immer Inter­pre­ta­ti­on – nie die rei­ne und gan­ze Wahrheit.

    So gibt sich die Aus­stel­lung Mühe, auch den Ein­fluss der Samen, der Bevöl­ke­rung Lapp­lands einer­seits in die schwe­di­sche Natio­nal­ge­schich­te zu inte­grie­ren. Ande­rer­seits gibt sie den Samen aber auch den Raum für eige­ne Geschichte.

    Es gibt einen Teil, der sich mit der Geschich­te der Roma und ande­rer rei­sen­der Völ­ker in Schwe­den beschäf­tigt. Es gibt einen Teil über die Juden in Schwe­den und man merkt, dass sich die Kura­to­rin­nen Gedan­ken dar­über gemacht haben, auch das wur­den von Frau­en dar­zu­stel­len in den Peri­ode, die meist von männ­li­chen Köni­gen geprägt waren.

    Es gibt nicht nur den blon­den, blau­äu­gi­gen, männ­li­chen, pro­tes­tan­ti­schen Schwe­den, des­sen Opa noch mit dem Dra­chen­boot Eng­land über­fal­len hat – gab es noch nie. Wer in der Gegen­wart der Aus­stel­lung ankommt, lernt, dass die Essenz der Geschich­te heu­te in Form von blau-gel­ben T‑Shirts und Plas­tik-Wikin­ger-Hel­men heu­te für alle ver­füg­bar sind. Wer will, kann für ein paar Euro zei­gen, dass er oder sie dazu gehört.

    Es gibt vie­le tol­le Muse­en mit raren, inter­es­san­ten Aus­tel­lungs­ge­gen­stän­den. Oft kann man Sachen aus­pro­bie­ren, anfas­sen und erfah­ren. Sel­ten habe ich so viel für mich mit­ge­nom­men wie im His­to­ri­schen Muse­um in Stockholm.

    Links
    Web­site: His­to­ris­ka Museet
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