Rivva.de ist down: „Sabbatical. Brauche Abstand, vl. am 3.3. zurück. –Frank,“ so lautet die kurze Nachricht, mit der sich der Betreiber Frank Westphal verabschiedete. Rivva ist seit seinem Bestehen zum Herz der deutschen Blogosphäre geworden. Was macht man, wenn man kein Herz mehr hat?
Auf Rivva laufen alle Informationsflüsse zusammen. Der sogenannte „Memetracker“ sammelt neue Blogeinträge und analysiert sie: Wer hat wann zu welchem Thema geschrieben? Aus diesen Themen und dem zeitlichen Ablauf erstellt Rivva dann eine Nachrichtenseite, ähnlich Google News – nur halt mit Blogs. Man findet also nicht nur eine ursprüngliche Nachricht, sondern auch eine Reihe Reaktionen darauf.
Rivva vergibt Fleiß-Sternchen
Für die deutsche Blogosphäre ist Rivva der Spiegel, vor den sich die Blogger stellen, hin und her drehen und schauen, ob sie auch nicht fett wirken.
„Wenn man etwas bloggt und es erscheint nicht bei Rivva, lohnt es sich dann überhaupt zu bloggen?“
Robert Basic hat neulich in seinem Artikel „Wie vernetzt man sich als Blogger besser?“ eine Anleitung dazu geschrieben, wie man den Themen bei Rivva am Besten hinterherläuft.
Was ursprünglich mal gestartet war, ein Abbild der deutschen Blogosphäre zu geben, hat nicht nur begonnen, die Blogosphäre zu verändern – Rivva ist die deutsche Blogosphäre.
Entsprechend anfällig ist die Blogosphäre für Hypes. Wer ein erfolgreiches Blog haben will, muss auf Tagesaktualität setzen und über jedes Apple-Bauteil bloggen, das irgendwo aufgetaucht ist, bevor es auftauchen sollte. Oder um im Bild zu bleiben: Auf Rivva laufen alle Informationsflüsse zusammen und dort wird daraus der Mainstream.
Seitenarme verkümmern
Vor einigen Jahren gab es noch eine Diskussion darüber, dass Blogs sich immer weniger verlinken. Damals waren noch die deutschen Blogscharts das Maß aller Dinge. Mittlerweile braucht man keine Links mehr. Rivva erledigt das auch mit weniger Links durch Analyse der Inhalte.
Durch Rivva ist aus der deutschen Blogosphäre ein vollkommen selbstgenügsamer Haufen geworden. Statt die Breite menschlichen Lebens abzubilden, wie es doch dank des demokratischen Zugangs zur ultimativen Vervielfältigungsmaschine Internet möglich wäre, bildet man seine eigene kleine Blase, in der vieles unglaubliche Relevanz hat, was 80 Mio. Deutsche nicht im Geringsten berührt.
Das ist natürlich kein Vorwurf an Frank Westphal. Der macht das mehr oder weniger ehrenamtlich. Er macht es großartig und er betont auf jeder Veranstaltung, auf der er über Rivva erzählt, dass er sich über Konkurrenz freuen würde.
Ich glaube, auch der deutschen Blogosphäre tut das Sabbatical mal gut.
Foto: misterQM / photocase.com
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