Das Beispiel des OpenOffice Forks zeigt eine der Stärken von freier Software: Der Quelltext steht zur Verfügung und wem die Strategie eines Projektes nicht passt, der kann ihn nehmen, sich Mitstreiter suchen und ein Konkurrenzprojekt starten.
Andrea Müller stellt die Vorzüge von Open Source den Problemen mit proprietärer Software gegenüber: Im Fall, dass der Anbieter eine Software nicht mehr weiter entwickelt, müssen sich gerade Firmenkunden aufwendig um Alternative kümmern – suchen, testen, vergleichen, kaufen und migrieren, Mitarbeiter schulen usw.
„Diese Gefahr besteht beim Einsatz von Open-Source-Software nicht: Ob die Entwickler die Lust verlieren oder das Unternehmen hinter einem Projekt die Entwicklung einstellt, hat nur wenig Auswirkungen auf den Fortbestand der Software. Während proprietäre Anwendungen gemeinsam mit ihrem Hersteller sterben, wenn nicht ein anderes Unternehmen die Produkte aus der Insolvenzmasse herauskauft, bleibt von freien Lösungen zumindest immer der Code. Im besten Fall findet sich eine engagierte Community, die ein solches verwaistes Projekt unter ihre Fittiche nimmt; wenn nicht, bleibt die Möglichkeit, eigene Entwickler oder einen Dienstleister auf die Code-Pflege und Weiterentwicklung anzusetzen.“
Sie nennt als Beispiel zwei große, teils von kommerziellen Sponsoren getragenen Projekte: Open Solaris und Mandriva. Sie werden jetzt von ihren Communities unter anderem Namen weiterbetrieben.
Clementine vs. Amarok
Ein kleineres Beispiel ist die Clementine – Ein Fork des Linux-Medienplayer Amarok 1.4. Amarok gibt es weiterhin in einer Version 2, die von Grund auf neu programmiert wurde. Dabei sind allerdings viele Funktionen verändert worden. Einigen Benutzern hat das nicht gefallen, sie haben sich die Version 1.4 genommen und entwickeln diese jetzt unter dem Namen Clementine weiter.
PHPNuke, Postnuke, Zikula
Bei Zikula, dem CMS, das ich vielfach benutze, hat das übrigens eine viel längere Geschichte: Soweit ich weiß, gab es am Anfang ThatWare, aus dem PHPNuke hervorging. Davon spaltete sich Postnuke und einige andere Systeme ab. Von Postnuke haben sich dann Xaraya und Envolution abgespalten. Zikula 1.0 war nur eine Neuentwicklung des Postnuke Teams, die per Import Daten aus Postnuke übernehmen konnte – damit ist es so eine Art Nachfolger.
Die meisten dieser Forks haben sich in der Folge von Richtungsentscheidungen ergeben. Die Envolution-Anhänger waren nicht vom Template-Konzept von Postnuke .723 bzw. .750 überzeugt und wollten die Ausgabelogik nicht von der Applikationslogik trennen.
Man kann also sagen, dass sich bei einem Fork zwar die Kräfte aufteilen und zwei Teams im Prinzip das gleiche machen. Es geht aber auch um die Konkurrenz von Ideen. Und da kann sich zum Einen die stärkere Idee durchsetzen. Zum Anderen gibt Open Source aber auch der anderen Idee eine Nische.
Links
- Heise Open Source: Nichts geht verloren
- Homepage: Clementine
- Homepage: Zikula
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