Am 29. April soll Ubuntu 10.04 „Lucid Lynx“ erscheinen und nach sechs Jahren orange/brauem „Human“-Design, bekommt Ubuntu diesmal einen neuen Look: „Light“ ist deutlich Apple-inspiriert und wirkt aufgeräumter. Neben dem Aussehen, ändert sich eine Menge mehr, denn 10.04 soll wieder ein Long Term Support Release sein, mit dem dann eine Menge Leute eine längere Zeit leben können sollen.
Wer bereits Ubuntu installiert hat, kann die aktuelle Alpha von „Lucid Lynx“ installieren indem er Alt+F2 drückt und dort „update-manager ‑d“ eingibt. Wie üblich läuft das Update komplett im Hintergrund.
Der erste Start
Nach dem Neustart fällt mir als erstes Grub2 auf – bis auf eine leicht veränderte Optik ist das aber immer noch die schlichte Text-Auswahl für die verschiedenen, installierten Betriebssysteme. In der Verwaltung bedeutet das aber, dass nicht mehr die /boot/grub/menu.lst verwendet wird, sondern die /boot/grub/grub.cfg.
Es soll einen neuen, schönen Bootsplash geben, den ich allerdings nicht seh. Da gibt es offenbar einen Bug, der auch schon gemeldet ist. Macht aber nix, denn Ubuntu bootet in Rekordzeit. Da würde der Ladebildschirm ohnehin nur 20 Sekunden angezeigt werden. Auch nach dem Login geht es flott weiter. Nach wenigen Sekunden steht das System voll zur Verfügung.
Der Desktop
Die neue Desktop-Ansicht von Lucid Lynx ist durch den dunkel-grau/pink-Look dunkler als zuvor. Die Oberflächen sind weniger glossy – eher seidenmatt. Man fühlt sich aber gleich heimelig und zum Beispiel die Icons im oberen Panel sind durch die deutlichen hell-dunkel-Kontraste sehr klar. Im Browser fallen die edlen Scrollbars und Formularelemente auf. Hier hat Ubuntu einen eigenen Look entwickelt.
Im Dateimanager „Nautilus“ ist jetzt auch ein Splitscreen möglich (F3), mit dem man leicht Dateien von einem ins andere Verzeichnis verschieben kann.
Kommunikation ist jetzt fest im Betriebssystem verankert: Im oberen Panel stehen direkt das Mailprogramm „Evolution“, der Multi-Messenger-Client „Empathy“ und die Microblogging-Anwendung „Gwibber“ für Twitter, Facebook & Co. zur Auswahl.
Mein Tipp: In dem Panel macht sich die Wetteranzeige gut – so hat man neben Datum und Uhrzeit auch immer die aktuelle Temperatur im Auge.
Applikationen
Ich habe mich diesmal auf die Standard-Applikationen von Ubuntu eingelassen und nutze statt Thunderbird jetzt Evolution für E‑Mails. Auf den ersten Blick scheint Evolution alles zu machen, was Thunderbird auch kann. Der Kalender sieht aber besser integriert aus – bei Thunderbird muss zunächst Lightning als Add-on dazu installiert werden. Die Integration in Ubuntu sorgt dafür, dass die Mailanzeige auf neue Nachrichten hinweist.
Was ich nicht ganz verstehe: Warum bietet das Adressbuch von Evolution Unterstützung für Pidgin, nicht aber für den Standard-Messenger Empathy – Empathy ist wesentlich schlanker und übersichtlicher als Pidgin – Leider kann Empathy aber kein Skype. Für Jabber, Facebook-Chat und ICQ funktioniert es aber ganz hervorragend.
Bisher gar nicht genutzt habe ich so ein Tool wie Gwibber, das meine Twitter‑, Facebook‑, Flickr- und Identica-Timeline vereint und das automatische Crossposten ermöglicht.
GIMP ist bei einer Neuinstallation nicht vorinstalliert und es gibt keine rechte Alternative, nicht einmal für kleinere Änderungen an Bildern (drehen, verkleinern usw.). GIMP sollte also als erstes Nachinstalliert werden.
Ich verlass mich diesmal komplett auf die Fotoverwaltung von F‑Spot. Durch ein kleines Malheur sind meine Fotos ohnehin durcheinander gekommen und F‑Spot hält jetzt automatisch Ordnung. Mir doch egal, in welchen Verzeichnissen die Dateien liegen.
Das Gleiche gilt für die MP3s – Da bin ich mir aber noch nicht sicher, ob das großartige Songbird weiter Tool der Wahl bleibt. Die iPod-Unterstützung ist seit der 1.4 kaputt und Podcasts lassen sich immer noch nicht damit vernünftig verwalten. Rhythmbox ist die Standardanwendung von Ubuntu für MP3 & Co. Neu ist bei Rhythmbox die Unterstützung von iPods – mein oller iPod Photo wurde ohne Probleme erkannt. Die Podcast-Funktion hatte ich vorher schon einmal ausgetestet und die ist ganz gut. Rhythmbox ist nur einfach nicht so chic und erweiterbar wie Songbird.
Open Office 3.2 ist vorinstalliert und da für mich Open Writer schon lange zu DER Textverarbeitung geworden ist, bin ich damit voll zufrieden.
Cloud Services mit Ubuntu One
Bereits seit der letzten Version von Ubuntu unterstützt das System seinen eigenen Cloud Service „Ubuntu One“: 2 GB stehen jedem Ubuntu-Benutzer kostenlos zur Verfügung, um Daten online zu speichern. Für 10$ im Monat gibt es sogar 50GB.
Eine kleine Überraschung enthält Rhythmbox: Dort gibt es den Link zu einem Ubuntu One Music Store. Es wird also zukünftig möglich sein, über einen eigenen Store MP3s zu kaufen. Der Dienst soll offenbar in Zusammenarbeit mit 7digital angeboten werden.
Aus einem Guss
Gerade Ubuntu – im Gegensatz zum Beispiel zu Kubuntu – wirkte immer schon ganz gut aus einem Guss. Mit 10.04 geht Canonical noch einen Schritt weiter. Was Apple-Kunden nur um den Preis eines unfreien Betriebssystems bekommen, ist mit Lucid Lynx für Linux-Fans erreichbar: Ein wohlverzahntes Betriebssystem, das alle normalen Anwendungsfälle abdeckt: Kommunikation, Büro, Unterhaltung.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass man mit dieser Version auch Linux-Neulinge glücklich machen kann: Die Standardkonfiguration lässt keine Wünsche offen – nur der Lieblings-Ego-Shooter läuft natürlich nicht so ohne Weiteres…
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