„Bitte“ und „Danke“ – Das ist noch die alte Schule der Höflichkeit. Eine 86-Jährige Britin im letzten Jahr damit bekannt geworden, dass sie Ihre Google Suchanfragen mit „Please“ und „Thank you“ formuliert. Ein bisschen so kommt mir der Umgang mit digitalen Sprach-Assistenten wie Siri, Alexa oder Google Home vor.
Seit Anfang des Monats hat nach Amazon auch Google ein Gerät im Angebot, mit dem man per gesprochener Sprache interagieren kann. Generell finde ich das Thema faszinierend. Also natürlich nur, wenn man mal den Aspekt ausblendet, dass da ein Gerät eines US-Konzerns mit einem Mikrofon dauerhaft in der Wohnung steht. Das ist wie bei Star Trek! Man kann mit dem Computer sprechen und der macht dann Sachen.
Bisher habe ich von wenig Dingen gehört, von denen ich sagen würde: „Oh, das ist super praktisch.“ Google kann lahme Witze erzählen und so etwas wie singen. Man kann genannte Smart-Home Geräte anbinden. Und dann kann man von dem Raum in dem Google Home steht fragen, wie warm es in einem anderen Raum ist. Das habe ich mich noch nie gefragt – jetzt kann ich Google fragen.
Aber okay – „Wofür braucht man das überhaupt?“ ist die erste Standardsituation der Technologiekritik. Lassen wir diesen Aspekt auch einmal beiseite.
Ich finde es bisher total unpraktisch, mit Geräten sprechen zu müssen. Ich muss das Gerät ansprechen, damit es weiß, dass ich mit ihm rede. Und dann muss ich mir überlegen, wie ich das formuliere, was ich will. „Ok Google, schalte das Licht im Wohnzimmer an.“ Bisher habe ich dafür immer einfach einen Schalter an der Wand gedrückt, ohne mir etwas zu überlegen. Und bisher haben mich meine Computer immer wortlos verstanden.
Gibt es irgendwen, der ernsthaft Siri benutzt? Ich bin ja nicht dabei, wenn iPhone-Besitzer alleine mit ihrem Telefon sind. Lassen die sich ihre Termine tatsächlich von Siri in den Kalender eintragen? Schreiben die tatsächlich WhatsApps per Siri?
In der Öffentlichkeit fänden das die meisten Leute vermutlich immer noch sehr merkwürdig, wenn man auf diese Art mit seinem Telefon spricht. Aber vor 20 Jahren war natürlich auch noch das öffentliche Telefonieren verpönt. Dafür gibt es inzwischen niemanden mehr, der Klingeltöne laut hat. Da verändert sich unsere Kultur natürlich auch.
Die Virtuellen Persönlichen Assistenten befanden sich im Gartner Hype Cycle 2016 noch im Aufstieg. In diesem Jahr haben sie den Gipfel der Erwartungen erreicht. Entsprechend sind die aktuellen Erwartungen an diese Systeme vollkommen überzogen. In den nächsten Jahren werden Alexa und ihre digitalen Kolleginnen einstauben, bis es dann eine vernünftige Anwendung dafür gibt. 5 – 10 Jahre schätzt Gartner. Dann muss ich nicht mehr sagen „Ok Google. Koche mir einen Tee.“ sondern „Tee. Earl Grey. heiß.“
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