In seinem Artikel „Die Plattform Strategie der Corporate Website“ spielt Sebastian Küpers mit dem Gedanken, bestimmte Firmen könnten schon heute auf eine eigene Webpräsenz verzichten und stattdessen Plattformen wie Facebook, YouTube, iPhone-Apps & Co. nutzen. Seine nicht ganz neue Idee: Gehe dort hin, wo Deine Kunden sind.
Die Idee, zu den Kunden zu gehen ist nicht neu und auch die Idee, dass sich das Seitenparadigma im Internet immer mehr auflöst und die puren Informationen via Web-Services auf verschiedenen Plattformen zur Verfügung stehen, gehörte schon zu Tim O‘Reillys Definition von Web2.0. Wenn Sebastian Küpers dann also vermutet, dass in bestimmten Fällen schon heute Firmen auf eine eigene Webpräsenz verzichten können, ist das nicht so ganz weit her geholt.
Aber bereits in den Kommentaren zu seinem Artikel weist Mr. Topf auf die Gefahren hin:
„Nur liefert man sich damit nicht auch sehr der Plattform aus? So entscheidet ja z.B. die Plattform, wer auf den Seiten welche Apps laufen lassen darf, Apple macht es vor.“
Teilweise sehe ich das auch so: Das World Wide Web basiert auf freien Standards und eröffnet jedem, der sich einen Platz auf einem Webserver leisten kann, die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Es gibt keine Prüfung, ob das Angebot auch zu dem Angebot des Serveranbieters passt und man muss im Prinzip auch nicht damit rechnen, dass man plötzlich abgeschaltet wird.
Ganz anders sieht das auch proprietären Plattformen wie Facebook oder Youtube aus: Hier macht der Betreiber die Regeln und setzt mit seiner API auch den Möglichkeiten eine technische Grenze.
Heute hier, morgen da
Ich bin aber der Überzeugung, dass Mr. Topfs Einwand aus einem veralteten, langfristigen Denken entspringt: Es ist mittlerweile günstig und schnell geworden Applikationen auf den verschiedensten Plattformen zu entwickeln – Ein Website wird immer noch mit dem Ziel angefertigt, dass man sie am liebsten nie wieder verändern will. Wer aber tatsächlich an die Early-Adopter will, muss auch mal für ein halbes Jahr aufs falsche Pferd setzen können.
Beispiel: Second Life – DER Hype im letzten Jahr – Heute irrelevant. Es haben aber viele Firmen ausprobiert, was sich dort verdienen lässt. Dass dieser überbordende Kommerz die Plattform auch gekillt hat, zeigt eher die Schwächen der virtuellen Welt, als die Schwäche der Strategie.
Zur Ehrenrettung der Firmen-Homepage
Ich bin mir aber auch sicher, dass heute noch erwartet wird, dass man bestimmte Basisinformationen über ein Unternehmen und seine Angebote auf einer klassischen Website gefunden werden können. Außerdem können hier die Aktivitäten auf den verschiedenen Plattformen zusammenlaufen. Außerdem gibt es unter den Internetnutzern wesentlich mehr, die nicht ständig mit dem iPhone in der Hand dem neusten Trend hinterher laufen. Das sind Leute, die sich gerade erst mit Internetseiten angefreundet haben – auch zu denen sollte man gehen.
Wer sich das alles nicht leisten kann, sollte einfach mit seiner Domain auf ein Profil in einem passenden Netzwerk verweisen.
Links
- Die Plattform Strategie der Corporate Website, Sebastian Küpers
Foto: © gordon bussiek | photocase.com
Schreibe einen Kommentar