Nein, in dem Buch des österreichischen Journalisten Robert Misik geht es nicht um Überwachungsstaat und „Stasi 2.0“: Misik räumt auf mit den Neokonservativen: Mit all denen, die Härte für den natürlichen Zustand der Welt halten. Und er deckt die Widersprüche auf, in denen sie sich verstricken.
Seit mehr als zwei Jahrzehnten regiert der Neo-Konservativismus: Jene diffuse Ideologie, die gleichzeitig Realismus und die guten alten Werte für sich reklamiert. Auf dem Rückzug dagegen sind Solidarität und Mitgefühl. Und schon hier fängt die Paranoia an.
Wenn man an „Werte“ denkt, hält Misik fest, denkt man doch zuerst an jemanden, der einer Oma über die Straße hilft oder Ähnliches. Die Werte aber, die der Neo-Konservativismus predigt, sind vor allem von einem geprägt: Jeder gegen jeden. Das Recht des Stärkeren. „Ich bin frei, weil du arm bist.“ Lautet zum Beispiel der Name eines Kapitels.
Die Armen sind arm, weil sie faul sind
In den 1970er Jahren waren die 1 Million Arbeitlosen Opfer der Wirtschaft heute sind die 4 Millionen Arbeitslosen eine verwahrloste Parallelgfesellschaft, die selbst Schuld an ihrer Lage ist – Die Zeiten haben sich geändert.
Misik nimmt die Rhetorik der Konservativen in vielen Beispielen auseinander und zeigt immer wieder die Widersprüche auf, in denen sie sich sonst allzu selten verfangen. Viel zu selten wird zur Zeit darauf hingewiesen, dass unsere Gesellschaft unter anderem deswegen in den vergangenen Jahrzehnten so prosperierte, weil viele Menschen gute Chancen in Bildung und Beruf hatten. Mehr Gleichheit ist Voraussetzung nicht Anhängsel.
Als Journalisten liegt es Misik natürlich nicht, tief gehende Erklärungen zu geben, „Politik der Paranoia“ ist aber ein starkes Buch, das Lust auf progressive Politik macht.
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