Wer sagt, dass das Wetter morgen genauso sein wird wie heute, hat eine 70%ige Chance richtig zu liegen. Mit einer ähnlichen Taktik hat die Wirtschaftswissenschaft uns über Jahrzehnte irgendwas zwischen 2 und 3 Prozent Wachstum „vorhergesagt“ und dabei behauptet, das ganze wäre streng wissenschaftlich und beruhe auf fast auf soetwas wie Naturgesetzen. Wieviel Aussagekraft diese Wissenschaft tatsächlich hat, wird jetzt klar: irgendwas zwischen 2 und 3 Prozent.
„Ist es nicht erstaunlich, dass diejenigen Wirtschaftsexperten, die uns vor einem Jahr den Aufschwung vorhersagten, immernoch auf Sendung sind und uns nun auf die Nachkommastelle genau sagen, wie stark der Abschwung wird,“
fragte sinngemäß der Moderator von „nano“ zur Einleitung eines
Beitrages über die Krise der Wirtschaftswissenschaft. Erstaunlich kritisch wird dort mit den etablierten Wirtschaftswissenschaftlern ins Gericht gegangen: Die Berufungspolitik der Universitäten hätte zu einer theoretischen Monokultur geführt – Alternativen zu der neo-liberalen Denkweise wurden über lange Zeit nicht zugelassen.
Man kann es den Universitäten aber auch nicht vorwerfen: Neoliberalismus war über Jahrzehnte eine Erfolgsgeschichte. Und in einer Zeit, in der die Universität ohnehin vor allem dafür da sind, die junge Generation auf die Arbeitswelt vorzubereiten, kann man sich „Spinnereien“ nicht leisten. Auch die Studenten wollen ja für die Arbeit bei den ganz Großen vorbereitet werden. Da zählt Effizient auch schon im Studium – alles was nicht zielführend ist, wird eingespart.
„You don‘t need a weatherman to know which way the wind blows.“
Nun entdecken einige Leute sogar die alten Schinken von Marx & Co. wieder. Der hat ja schon damals gesagt, das die Bourgeoisie bei der Beseitigung der Krise nur die nächste noch größere vorbereite. Das ist natürlich auch Quatsch. Statt zu sagen, dass das Wetter morgen wieder genauso wird, wie heute, kann ich auch sagen, dass es demnächst regnen wird. Und auch dann werde ich über Kurz oder Lang recht haben.
Links
- „nano spezial“: Wirtschaft in der Krise
- Durchblick mit Marx, Michael R. Krätke
- Reading Marx’s Capital, David Harvey
Foto: Simosg, photocase.com
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