„Ein Anti-Quietsch-Mittel für ein Oldsmobile 98 Regency Baujahr ‚75? Da haben Sie Glück – ich hab davon noch ein ganz klein Döschen da.“ So ein Glück wie Werner muss man erst einmal haben, wenn man an eine Tankstelle mitten im Spessart danach fragt. Wer solche Nischenprodukte anbietet, zielt auf die Kundschaft abseits des Mainstreams – den „Long Tail“.
In der Theorie des „Long Tail“ beschrieb der Journalist Chris Anderson im Jahr 2004, dass ein Anbieter im Internet durch eine große Anzahl an Nischenprodukten Gewinn machen kann:
Dieser Effekt trifft insbesondere für den Musik- und Bücherverkauf zu, wo selten verkaufte Titel in einem konventionellem Verkaufsgeschäft zu hohe Kosten verursachen würden. – The Long Tail, Wikipedia
Im Gegensatz zu einem normalen Geschäft ist im Internethandel die Lagerfläche oft wesentlich billiger, weil er keine Rücksicht auf die günstige Lage zum Kunden (Fußgängerzone, Einkaufszentrum o.ä.) nehmen müssen. Dadurch können in größeren Lagern mehr Waren liegen und auf ihre Käufer warten. Gleichzeitig sind diese Produkte über Suchmaschinen einfacher zu finden als in einem normalen Geschäft.
Nach der Theorie sind die Kunden außerhalb des Internets oft gezwungen, das zu kaufen, was man ihnen anbietet, während sie sich im Internet ihr passendes Produkt selbst suchen können.
Das klingt einleuchtend und neben Buch- und Musikhändlern tummeln sich immer mehr Anbieter im Bereich des „Long Tail“: Anders lassen sich Angebote für individualisierten Tee oder Kaffee, bzw. Müsli nicht erklären.
Alles gar nicht wahr?
Eine aktuelle Studie des Harvard Business Review hat nun herausgefunden, dass kein Abwandern der Kundschaft vom Mainstream zu Nischenprodukten zu beobachten ist. Die „Nischen“ im Internet seien demnach nicht größer als offline.
Zukunftsmusik
Sicher ist es einfach, im Internet einen Shop zu eröffnen und „geplosterte Universalperfonsatoren“ anzubieten. Und sicher ist dieses Angebot auf die gleiche Weise auffindbar wie der neue Harry Potter. Aber zum Einen gibt es immer noch ein großes Misstrauen gegenüber dem Online-Einkauf, das gerade bei kleinen, unbekannten Shops natürlich auch angebracht ist. Zum Anderen müssen sich die Kunden erst einmal daran gewöhnen, dass sie tatsächlich jeden noch so abwegigen Wunsch vom Internet erfüllt bekommen können.
Die meisten Menschen nutzen schon die kostenlosen Angebote im Internet nur wenig – warum sollte das bei kostenpflichtigen Angeboten anders sein?
Links
- The Long Tail, Wikipedia
- via 1stplan-Blog
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