Als Web-Entwickler ist es nicht ganz leicht, komplett auf Windows zu verzichten. Nicht weil es unter Ubuntu kein Frontpage gäbe, sondern weil der Internet Explorer 6 der Browser mit den meisten inkompatiblen Eigenheiten ist und der nun einmal nur unter Windows läuft. Nur unter Windows? Nicht ganz: Mit Crossover gibt es eine Software, die es schafft, Windows-Programme auch unter Linux zum Laufen zu bekommen.
Crossover ist eines der wenigen kommerziellen Programme für Linux und das erste, das mir in die Hände gefallen ist. Die Mission der Firma ist es, Linux und MaxOS in Windows-kompatible Systeme zu verwandeln und teilweise ist es ihnen auch schon gelungen.
Kurztest
Die Professional-Version wird per Shell-Skript installiert: Ein Aufruf und schon rennt die Installation los. Nach einer Minute ungefähr ist dieser Vorgang abgeschlossen und man kann anfangen Windows-Programme zu installieren. Im KDE- oder Gnome-Menü legt Crossover ein neues Unterverzeichnis an, in dem sich auch der Menüpunkt zum Installieren neuer Windows-Software befindet.
Ruft man dieses auf, kann man aus einer Reihe vorkonfigurierter Programme auswählen: Unter anderem werden Adobe Photoshop und verschiedene Microsoft-Office-Versionen angeboten. Natürlich muss man hier früher oder später die entsprechenden Installations-CDs einlegen. Diese Programme sind nicht im Lieferumfang von Crossover enthalten.
Problemlos und auch ohne CD lässt sich mein Lieblings-Problemkind, der Internet Explorer 6, installieren. Den gibt es nämlich als kostenlosen Download von Microsoft und Crossover übernimmt die gesamte Arbeit:
- Als erstes richtet Crossover eine sogennante „Flasche“ ein. Das ist eine Wine-basierte Window-Laufzeitumgebung, die für den Internet-Explorer vorkonfiguriert ist. Für den IE6 ist das eine Konfiguration, die Windows 98 entsprechen soll.
- Dann werden die Installations-Dateien und einige benötigte Pakete von der Microsoft-Homepage heruntergeladen.
- Schließlich läuft die Installation.
- Am Ende wird ein Internet Explorer Icon aufs Desktop gelegt und die Installation abgeschlossen.
Der gesamte Vorgang dauert keine 2 Minuten und der Internet Explorer, den man nun einfach per Klick starten kann, funktioniert vollkommen wie sein Pendant unter Windows (leider? Gott-sei-dank?).
Spielen
Gut. Der Internet Explorer war natürlich ein Heimspiel. Das sollte wohl klappen. Wie aber läuft ein aktuelles Computerspiel unter Linux per Crossover? Als Testkandidaten habe ich mir Team Fortress 2 ausgesucht, weil Codeweaver damit wirbt, dass dieses Spiel laufen soll.
- Zunächst musste ich Steam installieren. Das ging schnell und einfach. Trotzdem habe ich mich wie ein Schneekönig gefreut, als Steam tatsächlich startete und mir meine gekauften Spiele angezeigt hat – genauso wie unter Windows.
- Die weitere Installation ging natürlich per Steam: Einfach „Installieren“ klicken und es geht los.
- Nach dem Download und der Installation konnte es losgehen: Ich starte Team Fortress 2 und verbinde mich auf einen Server. Und siehe da! Es funktioniert!
Beim ersten Testen stelle ich fest, dass das Spiel ganz schön ruckelt – viel mehr als unter Windows. Dann fällt mir ein, dass im Hintergrund noch Firefox, Thunderbirdund Quanta laufen. Ich habe sogar noch Musik nebenher per Amarok gehört. Und unter Windows habe ich ein fast nacktes System, auf dem nebenher gerade einmal ein Virenscanner läuft…
Also habe ich das Spiel noch einmal beendet und für einen zweiten Test alle Programme geschlossen, die nichts mit Team Fortress zu tun haben. Und siehe da: Löppt! Und zwar ganz hervorragend. Kein Unterschied zu erkennen zur Performance unter Windows. Das hätte ich nicht erwartet.
Ich habe dann noch einen Versuch gestartet mit „Company of Heroes“, welches nicht von Codewaever beworben wird. Hier fiel das Ergebnis auch unzufriedenstellend aus: Das Spiel startete zwar, aber äußerst langsam und mit grafischen Fehlern. Vielleicht muss ich dafür noch einmal Steam in einer passenden „Flasche“ installieren, denn CoH scheint andere Anforderungen an Windows zu stellen als Team Fortress 2.
Fazit
Für einen kompletten Ersatz von Windows muss sich bei Crossover noch einiges tun. Bei der Software aber, die schon unterstützt wird, ist die Bedienung überzeugend einfach und problemlos. Meine Sites im Internet Explorer 6 per Crossover zu testen, ist mittlerweile fester Bestandteil meiner täglichen Arbeit geworden und ich bin alleine dafür sehr dankbar, dass ich nicht ständig das Betriebssystem wechseln oder eine virtuelle Umgebung starten muss.
Preise
Crossover gibt es für Mac und für Linux und jeweils in einer Standard‑, einer Games- und einer Pro-Version. Die Pro-Versionen kosten 64¤, die anderen 37¤.
Links
- codeweavers.com, Crossover Homepage
- Crossover bei Wikipedia
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