Mit der Spitzelaffäre bei der Telekom will keiner der anderen Telekommunikations-Firmen etwas zu tun haben – da überrascht es nicht, dass sie die Einladung des Innenministers ausschlagen. Es ist aber auch ein wenig paradox: Der Oberüberwacher mahnt zur Wahrung des Datenschutzes.
In Großbritannien gibt es seit einigen Monaten eine Datenpanne nach der anderen:
- Laptop mit vertraulichen Daten bei eBay verkauft
- Datenpannen beim britischen Militär und US-Kreditkartenunternehmen
- In Großbritannien reißt die Pannenserie von Datenverlusten bei Behörden nicht ab
- Daten von hunderttausenden Patienten sind in Großbritannien verloren gegangen
Und auch in den USA hat man einen „Sprunghaften Anstieg der Zahl von Datenklau-Opfern“ festgestellt.
Aber in Deutschland soll das natürlich total anders sein. Wir sind ja die tollen, ordentlichen Bürokraten. Und nichts passiert hier ohne Genehmigung von oben… Oder nicht? „Aus deutschen Behörden verschwanden 500 Computer“ und für das Innenministerium ist das auch total okay:
„Gemessen an der Zahl der Bundesbeschäftigten von etwa 480.000 liege der Computerschwund auch im Vergleich zu Privatfirmen ‚im absolut üblichen Verhältnis’.“ heise.de
Dank der Vorratsdatenspeicherung werden auf den Servern der Telekommunikations-Anbieter riesige Menge Daten von jedem Bürger gesammelt, die natürlich alle total sicher sind.
Statt uns vor dem Missbrauch von Daten zu schützen, schafft die Bundesregierung eine Datenbank nach der anderen: Fotografierte Kennzeichen, Fingerabdrücke im Personalausweis, gespeichertes Telefonverhalten, überwachte E‑Mail-Korrespondenzen… Sicher hat kaum ein Bundesbürger zu befürchten, dass der Staat diese Daten gegen ihn einsetzt. Diese Datenbanken werden aber alle nur von Menschen gehandhabt und Menschen machen Fehler. Menschen verlieren Sachen. Menschen lassen sich Sachen stehlen.
Die Idee des Ministers, dass sich die Unternehmen freiwillig dazu verpflichten, sich an die Gesetze halten ist schon echt ein Witz – dass die das aber ablehnen noch ein größerer.
Schreibe einen Kommentar