Ist es nicht erstaunlich, wie wenig der Krieg in Afghanistan eine Rolle in der deutschen Öffentlichkeit spielt? Die wöchentlichen Todesmeldungen sind zur Randnotiz in der Tagesschau geworden. Viel mehr als eine Randnotiz waren sie eigentlich nie. Die grafische Reportage „Kriegszeiten“ von David Schraven, gezeichnet von Vincent Burmeister will einmal die gesamte Geschichte erzählen.
Dieser Krieg, der nicht Krieg heißen darf – „Anti-Terror-Mission“, „Friedens-Mission“ – höchstens „Kriegs-ähnliche Zustände“. Er hat Deutschland verändert. Bis zum Beginn des Afghanistan-Kriegs, war die Bundeswehr eine Armee des Bürgers in Uniform. Wir hatten noch eine aktive Wehrpflicht. Und wenn die Bundeswehr irgendwo im Einsatz war, hat sie eher Krankenhäuser betrieben und Brunnen gebaut.
So hat das in Afghanistan auch angefangen. David Schraven zeigt, wie dann die Mission eskaliert ist und wie aus Brunnenbauern Krieger wurden. Am Ende haben über 50 Soldaten ihr Leben verloren, wir haben eine Berufsarmee und die muss damit rechnen, jederzeit, überall eingesetzt zu werden.
Seit 1978 herrscht in Afghanistan Krieg. Von 1979 bis 1989 hat sich die Sowjetunion eingemischt und musste abziehen, und seit 2001 hat sich die NATO dort eingemischt. Mittlerweile dürfen die Afghanen den Krieg wieder mehr und mehr selbst führen und die NATO zieht ihre Truppen ab. Fast 25000 Tote Afghanen haben die Armee gezählt. 100 Milliarden Dollar kostete alleine der US-Amerikanische Einsatz pro Jahr.
Am Ende der Lektüre von „Kriegszeiten“ wird klar, dass viele Entscheidungen, die die westliche Allianz im Afghanistan-Krieg getroffen hat, mehr mit Innenpolitik zu tun hatten als mit dem Wohl der Afghanen, dazu kommen die gleichen Fehler im Einsatz, von denen auch „Generation Kill“ erzählt. Die Invasion konnte von Anfang an nicht langfristig erfolgreich sein – schreckliche Symbolpolitik und eine Warnung für zukünftige Einsätze.
Links
- Carlsen Comics: David Schraven/Vincent Burmeister – Kriegszeiten (16,90 €)
Video
[youtube]https://youtu.be/HY5v2O7En8E[/youtube]
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