In den letzten 2 Jahren hat Skype bei mir einen zuverlässigen Dienst als Instant Messenger getan. Einmal konnte ich sogar die VoIP-Funktion für eine Übersee-Konferenz nutzen – sehr praktisch und zuverlässig. Bis gestern. Seit Donnerstag morgen versucht sich Skype alle paar Minuten wieder zum Login-Server zu verbinden. Echte Chats sind dadurch nicht mehr möglich. Also machte ich mich auf die Suche nach einer Lösung.1. Anlaufpunkt wie immer bei solchen plötzlich auftretenden Problemen: Der Newsticker des Heise-Verlages. Hier fand ich dann auch schon des Rätsels Lösung: Störung im Skype-Netzwerk. Ein Softwarefehler sorgte wohl bei einigen Kunden für Login-Probleme. Mehr gab Skype nicht preis.
Da ich aus der Open Source-Welt eine andere Informationspolitik gewohnt bin, schaute ich mal nach was es denn sonst noch so zu Skype zu lesen gibt. Bei Wikipedia gibt es da meistens den interessanten Absatz „Kritik“ in vielen Artikeln. Neben einigen wagen und unbelegten Punkten findet sich dort aber auch der Hinweis des „Computer Emergency Response Team“ des Landes Nordrhein-Westfalen (CERT NRW):
„Skype birgt erhebliche Gefahren. Die Software ist einfach zu installieren und erstaunlich effektiv darin, einen Weg ins Internet zu finden. Skype umgeht Firewallbeschränkungen. Hinzu kommt eine Gefährdung durch die mögliche Einschleusung von Schadsoftware. Der genaue Einfallsweg ist im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar und der externe Verursacher im Internet nicht mehr festzustellen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die fehlende Vertraulichkeit. Der zentrale Login-Server steht an unbekannter Stelle im Internet, die Verteilung erfolgt über Supernodes, zu deren genauer Arbeitsweise keine Veröffentlichungen existieren. Somit kann die Vertraulichkeit der mit Skype verschickten Nachrichten nicht sichergestellt werden.“
Für mich klingt das nicht allzu vertrauenswürdig. Aber da war doch was. „Jabber“ – das sollte doch ein Instant Messenging Programm basierend auf offenen Standards sein. Vielleicht wäre das ja eine Alternative zu Skype.
Für einen schnellen Überblick sollte erst einmal wieder Wikipedia genügen: „Jabber (englisch [ˈdʒæbəɹ]: ‚(daher-)plappern’) ist eine Sammlung XML-basierter Netzwerkprotokolle, die hauptsächlich für Instant Messaging verwendet werden. Der Kern des Protokolls (XMPP) ist ein Internetstandard für Instant Messaging.“
Also kein Client – nur eine Protokoll-Sammlung. Aber für die gibt es dann ja Clients. Interessant sind hier vor allem die Multi-Protokoll-Clients, die neben Jabber meist zumindest noch ICQ und IRC unterstützen.
Miranda hatte ich ja schon einmal vorgestellt. Leider hat sich das Skype-Plugin auf dauer dann doch nicht so gut bewährt, wie ich damals noch dachte. Zum einen musste Skype weiterhin installiert und aktiv bleiben, zum anderen funktionierten die Gruppenchats nicht richtig. Aber diesmal geht es ja darum sich von Skype zu lösen.
Laut Frank Helmschrott kann Jabber aufgrund seiner dezentralen Organisation nicht ausfallen. Das klingt schon einmal sehr sympatisch in meiner derzeitigen Situation.
Ein interessantes Argument für Jabber ergibt sich aus den AGB der verschiedenen anderen IM-Betreiber: In einigen Fällen erhalten die Betreiber alle Rechte an allem was man über ihre Netze verschickt – inklusive Quellcodes usw. (Übersicht).
Es spricht also einiges für Jabber. Allerdings bin ich mir noch nioht ganz sicher, wie ich meine 103 Kontakt dazu überreden kann, das Netz zu wechseln. Wenn jeder von denen auch nur die Hälfte meiner Kontakte im Skype hat, wird das echt schwierig…
Update: Inzwischen gibt es erste Diskussionen zum Thema „Is Skype Outage Affecting Your Work?“.
Links
Jabber, Wikipedia
Warum eigentlich Jabber?, Frank Helmschrott
Warum Jabber?
Wirklich Skype?, Stefan Horning
Social Software mit dunkler Seite, Katharina Lüthke
Jabber Clients
Multi-Protokoll-Clients
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