„Selbst die Stasi wusste weniger über mich als die NSA.“ Früher gab es mal „Intellektuelle“ – Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Profession oder Leute aus der Wissenschaft, die sich in gesellschaftliche Diskussionen eingemischt haben. Heute scheint so ein bekennend unpolitischer Vogel wie Eugen Ruge der einzige zu sein, der etwas zur Kritik an der Universalüberwachung durch die USA beizutragen hat.
Wo sind die Schriftstellerinnen, die Musiker, die Malerinnen und Poeten? Machen die alle nur noch Unterhaltung oder Nabelschau? Singen sie den Soundtrack zur Apathie? Malen sie das Bild für die Eingangshalle der Deutschen Bank? Fühlen sie sich auch wie Eugen Ruge von den Meinungen Anderer so eingeschränkt, dass sie selbst keine haben wollen? Sind sie auch wie Eugen Ruge der Meinung, sie müssten wissen, was Frau Merkel und Herr Friedrich in ihrem Büro besprechen, um ihre Reaktionen auf den Überwachungsskandal scheiße zu finden? Das ist doch Humbug. Das ist selbstverschuldete Unmündigkeit. Wenn das repräsentativ für Deutschland ist, haben wir Frau Merkel verdient.
Kritische Intellektuelle gibt es noch. Sie werden heute als nörgelnde „Netz-Community“ abgetan, weil sie zum Teil schon seit Jahrzehnten warnen, was heute Realität zu werden scheint: Leute wie Constanze Kurz oder Kathrin Passig, Mario Sixtus oder Johnny Haeusler. Die liegen auch mal falsch und reden Unsinn, ziehen die falschen Schlüsse oder haben zu hohe Erwartungen. Man kann sie auch mal nervig finden. Aber sie melden sich zu Wort, stehen zum Gespräch bereit und sie handeln und engagieren sich. Was früher Günter Grass war, ist heute Sascha Lobo – Sogar der Schnurrbart passt.
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