Beim Landesblog hat Melanie Richter einen Kommentar zur „Bildungsmonitor“ der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) geschrieben. Und ich weiß, dass es immer komisch aussieht, wenn man anfängt, sich den letzten Platz schön zu reden. Aber: Nach dem, was ich über das Ranking lesen kann, wird Schleswig-Holstein immer auf einem der letzten Plätze zu finden sein.
Im Gegensatz zu PISA & Co. schaut sich das Lobbyinstitut der Metallindustrie nicht an, was die Schülerinnen und Schüler können, wenn sie aus der Schule kommen. Sie rechnen öffentlich zugängliche Statistiken zusammen. Wenn da dann eingerechnet wird, dass Schleswig-Holstein zu wenig Absolventen, speziell Ingenieursabsolventen hat, dann glaube ich nicht, dass sich das jemals wesentlich ändern wird – es sei denn das Land gründet eine neue TU. Und dann springt der Lobbyverein mittelständischer Unternehmen aka “Bund der Steuerzahler” der Landesregierung ins Gesicht.
Wer in Schleswig-Holstein Abitur macht, geht nun einmal tendenziell woanders studieren. Das gibt Punktabzug für Schleswig-Holstein und Extrapunkte für andere Bundesländer, die unsere Abiturienten importieren. Das sagt aber überhaupt nichts über die Bildung in Schleswig-Holstein aus. Und es ist absurd, dass ein Auslandsstudium positiv, ein Studium außerhalb des Heimatbundeslandes aber negativ bewertet wird.
Die Studie sagt, es fehle an Ganztagsbetreuung. Okay. Da kann man etwas machen. Macht das unsere Kinder aber so viel blöder als sächsische? “Schlusslicht” klingt so, als würden Kinder in Schleswig-Holstein überhaupt nichts lernen. Darum geht es aber offenbar gar nicht in der Studie. Da werden ja nur extern erhobene statistische Daten zusammengerechnet. Es wird kein einzige Kind angeguckt oder getestet. Sachsen hatte ein Kinderbetreuungssystem aus DDR-Zeiten übernommen mit traditionell vielen Plätzen und dann viel Geld für den Ausbau der Hochschulen. Wenn dann noch die Leute wegziehen, weil sie Jobs nur im Westen finden, sieht die Statistik plötzlich gut aus. Das klassische Vorzeigeland für Bildung, Bayern, ist da plötzlich nur auf Platz 4 vor Bremen – wo doch Bremen sonst immer schlecht war.
Wenn Statistik, dann richtig…
Man kann ja mal schauen, wie gut ein Bildungssystem eigentlich funktioniert: Man kann sich anschauen, wie gut eigentlich Kinder in einem bestimmten Alter lesen können. Und bei PISA ist es schon erstaunlich, wie groß das Leseverstehen sich zwischen Ländern unterscheidet, denn Lesen, Schreiben, Rechnen sind nun einmal wertfrei die Schlüssel zu jeder Art Bildung. Man kann sich auch anschauen, wie durchlässig das Bildungssystem ist, und wie gut es gelingt, Kindern den besten möglichen Abschluss zu ermöglichen. Man kann sich anschauen, ob Kinder eigentlich das lernen, was sie für ein Leben in einer immer digitaleren Welt brauchen.
Aber man muss das doch im Zusammenhang sehen und da sind dann Ländergrenzen nicht mehr hilfreich: Der gesamte Hamburger Rand fühlt sich doch schon als Hamburger. Und die Abiturienten gehen dann auch in Hamburg studieren. Oder sie wohnen in Hamburg und pendeln zur Uni nach Lüneburg – und dann zählt der Abschluss plötzlich für Niedersachsen. Wenn man so ein Ranking innerhalb von Schleswig-Holstein machen würde, könnte man die Westküste auffordern, endlich eine Universität zu gründen. Das INSM-Ranking wird eine Statistik sein, in der SH immer schlecht sein wird. Solange wir nicht mit Hamburg und Niedersachsen fusionieren, werden wir da schlecht sein und das Bildungsministerium wird jedes Jahr wieder im Sommerloch am Pranger stehen. Meiner Meinung nach, sollten die Medien kritischer mit solchen Statistiken umgehen – die meisten scheinen sie nur wohlfeiles Mittelzu sein, um hinterher böse Zitate von PolitikerInnen einzusammeln.
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