In „Zusammenarbeit“ geht der Soziologe Richard Sennett der Frage nach, was die Gesellschaft zusammenhält.
In einer komplexen Welt kommen wir Menschen gar nicht darum herum zusammenzuarbeiten. Richard Sennett entfaltet in seiner „Studie“ die menschliche Kooperation in Höhe, Breite und Tiefe. Er verfolgt sie quer durch Zeit und Raum. Beginnend im Mittelalter, als die Menschen in Europa aufhörten, wie die Tiere zu hausen und sich laufen gegenseitig aufs Mauls zu hauen und zu vergewaltigen.
Die Entwicklung der Höflichkeit, der Zünfte und Werkstätten. Der Diplomatie. Der Demokratie und der Industrialisierung. Dem Kapitalismus und wie er sich zum Finanzkapitalismus veränderte.
Vom Mittelalter zum Finanzkapitalismus
„Guanxi“ hält die Chinesische Gesellschaft zusammen – noch. Denn auch hier greift die globale Finanzialisierung durch und zerstört alte Bindungen.
Dabei geht Richard Sennet nicht streng chronologisch vor. Vielmehr meditiert er über einigen Themen, auf die er immer wieder zurück kehrt. Das sind Themen so unterschiedlich wie das Gemälde „Die Gesandten“ von Hans Hohlbein, Nachbarschaftsheimen in Chicago oder Google Wave.
Richard Sennett analysiert, warum sich immer weniger Menschen in großen Organisationen wie Gewerkschaften, Kirchen oder Parteien engagieren und befürchtet das Entstehen einer „zynischen Gesellschaft“. Die Wirtschaft arbeite immer kurzfristig denkender – die Menschen passten sich an.
Manchmal sind die Gedanken so weit weg von meiner Erfahrenswelt, dass ich wenig damit anfangen kann. Immer wieder sind aber wirklich interessante Dinge dabei. Mir war zum Beispiel nicht klar, was die politische und die soziale Linke unterscheidet: Während die Parteien der Linken oft Top-Down arbeiten und auf Eindeutigkeit setzen, sind soziale Organisationen der Linken eher dezentral und Bottom-Up. Dabei bleibt es dann nicht aus, dass es nie ganz klar ist, wo die Organisationen im einzelnen gerade stehen.
Das „Homo-Faber-Projekt“
„Zusammenarbeit“ ist der zweite Band in Richard Sennetts dreiteiligem „Homo-Faber-Projekt“. Im ersten Teil geht es um „Handwerk“ und im dritten um „Die offene Stadt. Eine Ethik des Bauens und Bewohnens“. „Zusammenarbeit“ ist 2012 auf Deutsch im Hanser Verlag erschienen, hat 374 Seiten plus Anhang und kostet 28 Euro.
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