In der Diskussion mit Menschen auf Facebook habe ich den Eindruck bekommen, dass viele „Corona-Zweifler“ gar nicht unbedingt falsche Fakten glaube. Manchmal kommen einfach ein paar Fakten durcheinander.
Kurz vorweg: Ich bin weder Arzt noch Virologe. Aber in Facebook-Diskussionen erlebe ich immer wieder, dass Fakten durcheinander kommen. Die will ich einmal samt Quellen sortieren.
Corona – Das Killervirus?
Immer wieder wird unter anderem ein Zitat von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher aus einer ZDF-Sendung hervorgeholt: „Das ist kein Killervirus.“ Das wird dann den Corona-Maßnahmen gegenüber gestellt. Wenn das Virus nicht so schlimm sei, warum müssen dann Läden schließen und die Menschen müssen Masken in bestimmten Situationen tragen?
- Zu 81 Prozent haben die infizierten Menschen einen milden Verlauf. Vielleicht ist der Anteil auch noch höher, weil manche Menschen so wenig Symptome haben, dass sie nicht einmal mitbekommen, dass sie krank waren.
- 14 Prozent haben einen schweren Verlauf und müssen behandelt werden – unter Umständen im Krankenhaus.
- 5 Prozent müssen in die Intensivstation und vielleicht sogar beatmet werden.
Das Virus ist also tatsächlich nicht die Zombie-Apokalypse. Man stirbt nicht sofort daran, wenn man die Krankheit bekommt.
ABER
Die Gefahr des Virus ist nicht ausschließlich die Tödlichkeit. Das Virus ist hinterhältig und die Gefahr ist, dass zu viele Menschen gleichzeitig krank werden, die dann nicht mehr beatmet werden können. Außerdem weiß man vieles über dass Virus noch nicht. Es scheint auch bei leichtem Verlauf blöde Spätfolgen zu haben.
Diese Situation musste Italien im Frühjahr 2020 durchmachen. Da wurden schwer Kranke nicht mehr ins Krankenhaus gebracht, weil es keinen Platz mehr gab. Ärzte und Pflegepersonal waren überfordert. Familien mussten hilflos zusehen, wie Angehörige zu Hause im Bett erstickten.
Das liegt an mehreren Eigenschaften des Virus:
- Man merkt eine längere Zeit nicht, dass man Corona hat. Man kann aber schon Menschen anstecken. Die Krankheit bricht oft erst nach 5–14 Tagen aus. Nach ein paar Tagen schon hat man aber so viele Viren in sich, dass man Menschen anstecken kann.
Bei Grippe geht das viel schneller, dass man merkt, dass man die Krankheit hat. Deshalb müssen wir auch dort Masken tragen, wo wir auf viele Menschen treffen. Die einfachen Masken schützen nicht die Träger selbst vor den Viren der anderen Leute. Sie helfen aber, die Viren zu verbreiten, wenn man sie selbst schon hat, ohne es zu merken. - Dazu kommt, dass viele Menschen die Krankheit nur so leicht haben, dass sie es vielleicht gar nicht merken. Dann verteilen sie die noch viel länger.
- Grippe hatten schon viele Menschen und viele lassen sich jedes Jahr neu impfen. Das Grippe-Virus kann sich also nicht so verbreiten, weil es häufiger auf immune Menschen trifft. Corona kann noch alle Menschen anstecken.
- Ein Grippe-Kranker steckt im Durchschnitt nur etwas mehr als eine Person an. Bei Corona 2–4. Bei Grippe rechnet man also 1 * 1,2 * 1,2 * 1,2… bei Corona rechnet man 1 * 3 * 3 * 3 – Es verbreitet sich also viel schneller.
Das heißt, wenn man keine Maßnahmen ergreift, werden immer schneller immer mehr Menschen krank. In dem über den Daumen gepeilten Beispiel sind nach 3 Runden Grippe immer noch nur 1–2 Menschen krank. Bei Corona sind es 27.
Wenn viele Menschen Corona haben, bleibt es natürlich dabei, dass die allermeisten es zu Hause auskurieren können. Aber es steigt dann auch die Zahl Menschen, die ins Krankenhaus kommen.
Erste Engpässe gibt es
Wir haben nur eine begrenze Zahl Intensivbetten in den Krankenhäusern und vor allem nur eine begrenzte Zahl Ärztinnen und Pflegekräfte. 20 Prozent der Krankenhäuser sind jetzt schon ausgelastet. In 50 Prozent gibt es erste Engpässe.
Keine Angst – aber Respekt
Die Gefahr ist, dass zu viele Menschen krank werden und ins Krankenhaus müssen. Die Grenze ist im Verhältnis zur Bevölkerung relativ gering. Die aktuelle „7‑Tage Inzidenz“ ist bei 170. Das heißt, dass auf 100.000 Menschen ungefähr 170 Corona haben. Dazu kommt, dass die bekannten Fälle in Quarantäne sind oder im Krankenhaus liegen. Das Risiko ist also relativ gering, dass man jemanden trifft, der einen anstecken kann.
Gerade Menschen, die es schaffen, ihre Kontakte zu reduzieren, haben ein sehr geringe Gefahr, sich anzustecken. In vielen Bereichen lassen sich Kontakte nicht vermeiden: Im Krankenhaus, in Supermärkten, bei der Arbeit usw. Deswegen müssen all diese Maßnahmen getroffen werden, dass Menschen möglichst wenig Kontakte über die unbedingt nötigen hinaus haben.
Das ist mit „Flatten the Curve“ gemeint. Wir sollen mithelfen, dass die Kurve der Kranken nicht so extrem steigt und die Krankenhäuser überlastet werden. Man muss also nicht Angst um sich selbst oder um geliebte Menschen haben. Man muss eher Respekt vor der Gesamtsituation haben.
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