„Ich bin gerade auf Ihr Blog kaffeeringe.de gestoßen und fand es sehr interessant,“ schreibt mir Marc von einer Agentur, die offenbar versucht, Reklame in Blogs zu platzieren. Alle paar Wochen mal bekomme ich solche Mails. Angebote für bezahlte Artikel. Angebote für Artikel mit bestimmten Verlinkungen. Angebot von irgendwem, der irgendwas in meinem Blog sehen möchte. Ich beantworte solche Mails nie. Ich hab das bisher für Spam gehalten. Beim BarCamp Kiel habe ich erfahren, dass Bloggen inzwischen offenbar ein fettes Business geworden ist.
Ich glaube, Daniela Müller hatte ihre Session gar nicht vorgestellt, deswegen wusste ich nur, was auf der Session-Karte stand: „Frage-Antwort-Runde Bloggen. Wie? Was beachten? Schleichwerbung?“ Die Session war in einem der kleinen Räume und ich mag diesen kleinen, direkten Sessions. Vielleicht kann ich ja etwas beitragen, denk ich mir.
In der kurzen Vorstellungsrunde kam heraus, dass die meisten der 15 Teilnehmenden schon Blogging-Erfahrung haben. Es waren einige ziemlich professionelle Bloggerinnen dabei und Leute, die sich offenbar mit „Blogger-Relation“ beschäftigen. Also Leute wie dieser Marc, dem mein Blog so gefällt.
Im folgenden Gespräch ging es im Schwerpunkt um die Verpflichtungen, Reklame rechtlich sicher zu kennzeichnen. Muss man Buchrezensionen tatsächlich mit dem Hinweis „Werbung“ versehen, wenn das Buch vom Verlag gestellt wurde? Leider war niemand mit fundierter Sachkenntnis anwesend. Rechtsanwalt Stephan Dirks hat am nächsten Tag eine Session dazu nachgeschoben.
Auf der einen Seite war es interessant zu hören, dass es mittlerweile lebhafte Blogging-Szenen gibt, von denen ich bisher wenig mitbekommen habe: Familien-Blogs beziehungsweise Mutti- oder Papi-Blogs oder Foodblogs. Ich wusste prinzipiell, dass es die gibt. Ich lese die nur nicht. Deswegen war ich überrascht, dass es nicht nur jede Menge dieser Blogs gibt, sondern dass die daraus auch inzwischen ein routiniertes Geschäft gemacht haben.
Ein wenig zu routiniert war es Sebastian Berlein, der mit viel Liebe und Überzeugung „die beste Vanille der Welt“ direkt aus Mexiko importiert und versucht, sie hier unter die Leute zu bringen. Der hatte echt Schwierigkeiten Kontakt zu Foodblogger zu bekommen, die sich für seine Leidenschaft interessieren und nicht nur für Geld.
Ich hatte auf kaffeeringe.de auch mal Werbung. Google-Ads und Links-Ads. Und ja, ich werbe für Dinge, die ich gut finde. Für Bücher und Filme, die ich mag und für die Projekte von Freunden und Bekannten, wenn ich sie unterstützenswert finde. Vor allem aber ist mein Blog mein Notizblock. Hier versuche ich Gedanken, die ich interessant finde, auf den Punkt zu bringen – „Essays“ im wahrsten Sinne des Wortes. Außerdem notiere ich öffentlich technische Lösungen – damit auch andere etwas davon haben.
Ob mein Blog gelesen wird oder nicht, finde ich sekundär. Anke Gröner hat über ihrem Blog stehen „Blog like nobody’s watching“ – das finde ich ein wunderbares Motto. Wenn es doch den einen oder die andere interessiert und wenn ich dann ab und zu einen klugen Gedanken als Kommentar bekomme, freue ich mich natürlich trotzdem.
Ich fand schade, dass dieser Aspekt des Bloggens nur kurz diskutiert wurde. Schade fand ich auch, dass auch kaum diskutiert wurde, welchen Wert ein eigenes Blog als Kommunikationskanal hat, wenn man sich nicht darauf verlassen kann, dass andere über meine Projekte berichten.
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich finde es gut, dass der WebMontag seit Anfang des Jahres auch ein Blog hat, in dem wir über das berichten können, was in der „Internet-Szene“ in Kiel passiert. Wenn wir das nicht selbst machen – wer sollte das sonst tun?
Die Session von Daniela Müller war gerade durch diese geistige Reibung ein Gewinn für mich. Ein Blick über den Tellerrand und ein Anlass zur Reflexion über das eigene tun. Übrigens: Wer keine Werbung im Blog haben will und das auch nach außen zeigen möchte, kann das Logo von „Ad Free Blog“ führen. Das muss ich wohl auch mal wieder einbauen, damit der nächste Marc sich seine Agentur-Mail sparen kann.
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