Selbst bei den besten Video-On-Demand-Plattformen gibt es nur Einheitsbrei. Serien, Serien, Serien und ganz viel Mainstream-Hollywood – mehr konnte ich bisher nicht finden. Seit ewigen Zeiten war ich Kunde bei Lovefilm und habe DVDs hin- und hergeschickt. Inzwischen habe ich Watchever durchgeguckt, bei Amazon gibt es nicht viel mehr und bei Netflix gibt es mehr – aber auch nur mehr vom Gleichen.
Versteht mich nicht falsch – ich mag auch Action-Filme oder Komödien. Es gibt auch einige wirklich gute Serien. Aber oft sind Serien sehr langgezogene, relativ einfache Geschichten. Bei Mad Men hab ich nach der 3. Folge gedacht: „Okay, ich habs verstanden.“ Bei The Walking Dead hatte ich nach der ersten Staffel keine Lust mehr – aus dem gleichen Grund. Wolfgang Schmitt vom Filmanalyse-Videopodcast meint:
„Das Konzept ist durchschaut, die Ästhetik erkannt. Nur um jetzt eine natürlich völlig überraschende Wendung im Plot oder eine noch viel überraschendere Charakterveränderung der Hauptfigur vorgeführt zu bekommen? Alle Serien bedienen mehr oder weniger ein naives Rezeptionsmuster, das für Trivialkultur so typisch ist: Was geschieht als nächstes, who dunnit? Große Filme zeichnet gerade aus, daß diese Frage eigentlich keine Rolle spielt. Im Gegenteil: Kennt man erst einmal den Plot eines großen Films, sagen wir aus Hitchcocks „Psycho“, muß man sich nicht mehr länger auf das „WAS geschieht?“ konzentrieren, sondern kann auf das „WIE geschieht es?“ seinen Fokus richten. Eine ästhetische Erfahrung ist an das Wie geknüpft, das Was ist nebensächlich. Das Wie aber ist bei einer Fernsehserie nicht über zwanzig Stunden interessant. Serien sind gutes Kunstgewerbe, mehr nicht.“
In den 20 Stunden, die eine Serie mindestens dauert, kann man eine Menge guter Filme sehen. Und die gibt es bei den Video-Diensten, die ich ausprobiert habe, eher rar: Ein paar aktuelle Hollywood-Produktionen, dazu alte Filme. Aber nicht unbedingt die Klassiker, die man erwarten sollte – zumindest nicht zuverlässig. Wer gedacht hat, dass es bei Video-On-Demand so etwas wie den „Long Tail“ gibt, sieht sich enttäuscht.
Es gibt Hoffnung
Mit dem Kinostammtisch gucken wir einmal im Monat einen Kino-Film. Das sind fast nie Filme, die im Cinemaxx laufen. In der Regel sind wir im Studio-Kino, im Traum-Kino oder im KoKi. Da sind manchmal auch Hollywood-Filme dabei und es sind sehr selten wirklich abgefahrene Kunstfilme. Meistens sind es „kleine Filme“, die nicht aus den USA kommen. Aus Deutschland, Frankreich oder irgendwo aus der Welt. In diesem Jahr hatten wir zum Beispiel schon zwei Filme aus dem Iran. So etwas gibt es nicht auf Netflix & Co.
Auf dem Rückweg von der Berlinale in diesem Jahr, haben wir überlegt, wie schade es ist, dass viele der Filme gar keinen Verleih finden und so nie gezeigt werden. Warum gibt es dafür nicht einfach einen Streaming-Service, haben wir uns gefragt. Wie teuer können diese Filme sein? Wie viele Kunden bräuchte man wohl und was müssten die bezahlen?
Ein bisschen so ist Mubi.
„MUBI, Netflix for people who want to stop just watching trash all the time“ – The Independent
Bei MUBI gibt es pro Tag einen neuen Film und den 30 Tage lang – Es gibt also 30 Filme und die auch nicht für immer. Die Filme sind entsprechend handverlesen – Ein paar Klassiker und Produktionen aus aller Welt. Zu jedem Film gibt es nicht nur eine kurze Inhaltsangabe, sondern auch eine Begründung, warum der Film sehenswert ist. Mit der App kann man sich die Filme herunterladen, um sie unterwegs zu gucken. Das Paket kostet entweder 4,99€/Monat oder 39,99€/Jahr.
Bisher bin ich erst dazu gekommen, einen Film zu sehen: Klassenfahrt von Henner Winckler. Ja, so habe ich mir das vorgestellt. Ich bin gespannt, was da noch alles läuft.
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