Volkswagen schummelt also mit seiner Software. Das wäre beim guten, alten Käfer nicht möglich gewesen. Da gab es keine Software – nur Hardware. Und von den paar beweglichen Teilen im VW-Motor wussten noch viele, wofür sie da sind.
So einen Motor kann man manchmal als Modell in den Schaufenstern älterer Fahrschulen sehen. Daran lernten zumindest grundsätzlich alle: Es macht „Puff“, und der Kolben wird heruntergedrückt, dann kommt das nächste „Puff“. Durch Bewegung fährt das Auto. Inzwischen kümmern sich Computer darum, dass es im richtigen Moment den genau richtigen „Puff“ gibt.
Das Problem ist, dass wir die Software nicht mehr zerlegen können wie den Motor. Nicht nur verstehen weniger Menschen etwas von Programmierung als von Mechanik. Vielmehr wollen die Hersteller nicht, dass man ihnen auf die Finger gucken kann. Dank Volkswagen ahnen wir jetzt warum.
Der Traktoren-Hersteller John Deere zum Beispiel will seine Fahrzeuge nicht mehr verkaufen, sondern nur noch die Nutzungsrechte. Dadurch kann John Deere festlegen, was der Nutzer mit dem Gerät machen darf. Eine bessere Software von einem anderen Anbieter einspielen – das soll nicht möglich sein.
Bei Autos gibt es heute das sogenannte Chip-Tuning. Autos vom Fließband sind so eingestellt, dass sie für viele Fahrstile funktionieren. Durch Chip-Tuning können sie sparsamer oder „sportlicher“ werden. So etwas soll nach dem Willen der Autobauer nicht mehr möglich sein. Die Software soll ein Geheimnis sein. Spoiler an das Auto schrauben ist erlaubt – an der Software schrauben nicht.
Eine ähnliche Entwicklung steht uns mit den vernetzten Geräten ins Haus, die wir zukünftig haben sollen: Kühlschrank, Thermostat, Stromzähler und so weiter. Ob uns auch diese Geräte beschummeln, werden wir nicht mehr wissen. Es sei denn, wir sorgen rechtlich dafür, dass die Software frei zugänglich sein muss, damit Experten sie prüfen und vielleicht sogar verbessern können.
Links
- Bruce Scheider: Volkswagen and Cheating Software
Dieser Artikel ist zuerst bei shz.de erschienen.
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