Die Ouya ist eines der Vorzeigeprojekte des Crowdfundings: 3,8 Mio US-Dollar sammelten die Macher bei Kickstarter 2012 ein. Dafür sollte eine Spieleconsole für 99 $ auf Basis von Android entwickelt werden. Seit Mitte Oktober 2013 ist die Ouya auch in Deutschland verfügbar. Meine habe ich mir zu Weihnachten gekauft und inzwischen ein wenig testen können.
Zunächst einmal kann man für 99$ natürlich keine Wunder erwarten. Das Gerät, so groß wie eine Kaffeetasse mit einem Strom‑, einem USB‑, einen HDMI- und einem Netzwerkanschluss, ist keine X‑Box und nur für Spiele gedacht, die auch auf Telefonen oder Tablet laufen würden. Ich habe sie mir vor allem deswegen zugelegt, weil ich mir erhofft hatte, dass mir die Ouya ermöglichen würde, legal Videos zum Beispiel bei Watchever gucken zu können. Einfach so per App-Store geht das leider nicht. Ouya hat seinen eigenen Store und da gibt es kein Watchever, kein Lovefilm und kein Maxdome oder ähnliches.
Ich habe zu Anfang ziemlich mit der Ouya gekämpft, um irgendwie eine im Internet gefundene Version der Watchever-App auf die Konsole zu bekommen und dort zu installieren. Mit der Texteingabe per Controller ist das die Hölle. Mit der richtigen App läuft es dann aber ganz okay. Die Filme laufen. Das ist die Hauptsache. Die App ist aber nicht dafür ausgelegt, per Controller gesteuert zu werden und das Touch-Pad auf dem Ouya-Controller ist unterirdisch schlecht. Ich habe keine Ahnung, was man damit steuern soll. Es reicht gerade, um mit einigem Nerv die Schaltflächen in der App zu treffen.
Was dagegen sehr gut funktioniert, ist die Ouya-App von XBMC. Dort kann ich alle meine lokalen Medien sehr schön über den Fernseher abspielen. Die Bedienung per Controller funktioniert hervorragend. Und es sieht einfach großartig aus, wenn Musik läuft und sich das Kistchen allerlei Zusatzinfos und Bilder zur Musik aus dem Internet gezogen hat. Dazu funktionieren natürlich alle XBMC-Erweiterungen – Ich kann also weiterhin die großartige Fernbedienungsapp Yatse zur Steuerung benutzen. Und ich kann auch immer noch auf dem Smartphone Youtube-Videos aussuchen und auf dem Fernseher abspielen lassen.
Ein Schwachpunkt ist der WLAN-Empfang. Der hat im Wohnzimmer immer wieder zu Verbindungsabbrüchen bei Videosstreams geführt. Ich habe jetzt einen Raspberry Pi quasi als externe Antenne konfiguriert. Der holt jetzt ein ordentliches Signal und gibt es per LAN an die Ouya weiter. Seither ist das Problem gelöst.
Leider auch recht nervig ist der laute Lüfter, der oft genug einsetzt. Da will der Hersteller offenbar, dass man ihn selbst austauscht. Dann wäre er jedenfalls die lästige Gewährleistungsfrist los.
Insgesamt ist meine Meinung zur Ouya gemischt: Das Touch-Pad im Controller ist eine Katastrophe und der Lüfter ist zu laut. Der WLAN-Empfänger ist ein wenig schwach auf der Brust und es ist unnötig schwer, eigene Android-Apps auf die Ouya zu bekommen. Die Oberfläche ist einfach zu bedienen, dient aber einzig dem Zweck, mir Software zu verkaufen. Eine unschöne Entwicklung, die es in immer mehr Bereichen der Softwareentwicklung gibt.
Trotzdem ist die Ouya eine günstige Lösung für eine Mediencenter-Lösung fürs Wohnzimmer. Einige Spiele sehen ganz okay aus. Zusätzlich wird sich auch Gaming via Stream weiterentwickeln. Dann wäre ohnehin nur noch keine minimale Hardware nötig. Onlive auf der Ouya soll zum Beispiel schon laufen.
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