Gestern hatte ich einen Weg beschrieben, mit dem man mehr Leistung aus dem Raspberry Pi holen kann. Da ging es aber nur um Webseiten und die Beschleunigung von PHP. Heute bin ich darüber gestolpert, dass das Raspberry Pi Team mittlerweile nicht mehr Debian Squeeze sondern Raspbian “Wheezy” als Betriebssystem empfiehlt. Raspbian ist vor ein paar Tagen in einer ersten Version erschienen und ein speziell für die Hardware des Minicomputers ausgelegtes Debian Linux. Durch diese Anpassung, wird der Raspberry Pi deutlich flotter.
Raspbian profitiert von der speziellen Architektur des ARMv6-Prozessors des Raspberry Pis. Debian Squeeze wendet sich generell an Nutzer älterer Hardware und nutzt teilweise eine Software, die bestimmte Fähigkeiten neuerer ARM-Prozessoren nachbildet. Das ist auf Prozessoren, die das Hardware-seitig beherrschen langsamer. Raspbian verzichtet auf diese Emulation, weil der Raspberry Pi sie nicht benötigt. In ersten Tests hat Raspbian recht gut abgeschnitten. Nun müssen die Entwickler nach und nach alle Debian-Pakete für Raspbian umstellen. Die ersten 35.000 sind aber gleich beim Erscheinen dabei gewesen.
Vorbereitungen
Bevor ich Raspbian auf meine SD-Karte laden konnte, wollte ich ein Backup des alten Systems machen. Am Besten geht das mit dem Linux-Tool dd. Mit dd kann man den gesamten Inhalt eines Laufwerks direkt kopieren. Dazu habe ich die Karte aus dem Raspberry Pi genommen und in den SD-Slot meines Laptops gesteckt. Mit
sudo fdisk -l
kannst Du herausfinden, wie Deine Karte vom System genannt wird. Bei mir war das /dev/sdb. Dann liest Du die Karte aus und speicherst sie gepackt auf Deine Festplatte:
dd if=/dev/sdb | gzip > /path/to/image.gz
Wiederherstellen ginge bei Bedarf dann mit:
gzip -dc /path/to/image.gz | dd of=/dev/sdb
Installation
Das Auslesen dauert einige Zeit – bei mir waren das 20 Minuten für eine 32GB Karte. In der Zwischenzeit kannst Du Dir schon das Image von Raspbian herunterladen und es entpacken. Dann kannst Du es ImageWriter auf die Karte schreiben.
Wenn Du ImageWriter noch nicht installiert hast, geht das mit
sudo apt-get install imagewriter
Auch das dauert wieder ein wenig.
Der erste Start
Man merkt nach dem ersten Start, dass Raspbian auch schon ein wenig weiter entwickelt ist, als Debian Squeeze: Wenn der Kleine das erste Mal gebootet ist, startet ein Konfigurationsprogramm, mit dem man Zeitzone, Tastaturlayout, Sprache usw. einstellen kann. Das Tool übernimmt sogar die Aufgabe, die Partitionen an die tatsächliche Größe der SD-Karte anzupassen, denn auch Raspbian ist für eine 2GB Karte ausgelegt.
Ein schneller Test
Mit der grafischen Oberfläche kann man die neue Geschwindigkeit am einfachsten testen. War der Browser im Debian Squeeze noch quälend langsam, kann man damit jetzt wirklich surfen. Der Sound scheint bei Raspbian schon direkt nach der Installation zu laufen. Zumindest ist das Treibermodul eingetragen. Getestet habe ich das allerdings noch nicht.
Die weitere Konfiguration
Die ganze Software installiert sich natürlich weiterhin wie unter Debian. Und in kürzester Zeit lief der Webserver wieder mit ownCloud. Ein Problem hatte ich allerdings mit dem WLAN. Das lies sich leider nicht mehr so installieren wie vorher. Das WLAN habe ich noch nicht wieder am Laufen. Und MPD habe ich noch nicht ausprobieren können. Das soll aber auch wieder drauf.
Der Umstieg lohnt sich und macht neugierig darauf, was die Community noch aus dem Kästchen rausholt. Ernsthaft wird erst seit Erscheinen des Raspberry Pi vor ein paar Wochen an der Software gearbeitet. Und es zeichnet sich ab, dass es auch für den relativ leistungsfähigen Grafikchip von Broadcom noch bessere Unterstützung geben wird.
Links
- Homepage: Raspbian
- Raspberry Pi: Betriebssystem Downloads
- Raspbian Benchmarking – armel vs armhf
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