Seit heute ist Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot verfügbar. Ein ganzer Sack voll frischer, freier Software in einer wunderschönen Verpackung. Ich hab mir zwar beim letzten Update vorgenommen, erst zum offiziellen Termin zu aktualisieren – ich konnte es aber wieder nicht abwarten und musste mir schon letzte Woche den Release Kandidaten installieren. Ein paar Tage Erfahrung habe ich also schon.
2007 bin ich komplett auf Ubuntu umgestiegen. Schon damals war Ubuntu ein gut funktionierendes Betriebssystem, mit dem sich im Web-Entwickler-Alltag gut und effizient arbeiten ließ. Inzwischen wird Ubuntu immer erwachsener: Die Programme arbeiten immer besser zusammen. Und all das, was ein Betriebssystem ausmacht wird immer besser integriert. Noch in der letzten Version vom April waren viele Systemeinstellungen erkennbar einzelne Programme, die nur durch dadurch zusammengehalten wurden, dass sie im gleichen Verzeichnis lagen. Jetzt gibt es einen Menüpunkt, hinter dem sich all diese Funktionen im einheitlichen Design verbergen.
Diese neue Stärke ist natürlich für Hardcore-Linux-Fans ein Graus: Einzelne Komponenten lassen sich nicht mehr so leicht austauschen wie früher. Für den normalen Anwender, wie mich, ist das kein Minuspunkt.
Zusammen mit der Installation auf 11.10 bin ich auch wieder auf die neue Oberfläche „Unity“ umgestiegen. Die hat nur noch wenig mit dem zu tun, was ich seit 15 Jahren von Windows kenne. Es gibt kein Startmenü, in dem alle Programme zu finden sind und es gibt keine Taskleiste mehr. Stattdessen gibt es den Launcher. Einer Leiste an der linken Seite, in der große Icons für die gängigsten Programme liegen. Dahin sollte man auch legen, was man sonst noch häufig braucht. Denn um andere Programme zu starten, muss man sonst per Icon oder Super-Taste das Dashboard starten und dort den Namen des gesuchten Programms eintippen.
In der Praxis reichen aber mir einige wenige Programme im Launcher. Der Launcher ist dann auch die Taskleiste. Die Icons werden dort mit einem kleinen Pfeil markiert, wenn das Programm schon läuft. Hier ist noch nicht ganz durchdacht, wie man mit dem Launcher als Taskleiste umgeht. Die Fenster werden so immer gruppiert. Man muss das Icon doppelt anklicken, um alle Fenster eines Programms in der Übersicht zu sehen und dann das gesuchte Fenster anklicken. Nervig ist das zum Beispiel bei Thunderbird, wo man zum Schreiben von Mails immer zwei Fenster offen hat. Wenn man dann mal zwecks Recherche in den Browser umschaltet, muss man so immer relativ aufwendig das Mail-Fenster wieder suchen.
Ein anderen Problem ergibt sich, wenn ich eine Datei an eine Mail anhängen will. Bei der alten Gnome-Taskleiste konnte ich die Datei im Dateibrowser auswählen, auf die Taskleiste und den Thunderbird-Task ziehen um die Datei dann in dem Mail fallen zu lassen. Das scheint mit Unity zur Zeit nicht richtig zu funktionieren. Einmal hat das geklappt. reproduzieren konnte ich das aber nicht.
Das Dashboard ist bisher vor allem eine gute Idee. Dort kann man neben Programmen auch noch nicht installierte Programme aus dem Software-Center, Dokumente und Musik suchen. Es reagiert aber noch nicht immer, wie man das erwartet. Da steckt noch ein wenig Arbeit drin.
Insgesamt macht Oneiric Ocelot einen sehr schönen Eindruck und das Arbeiten macht echt Spaß. Es ist eine gute Idee, die Breite moderner Bildschirme für den Launcher zu nutzen. Und eine große Usability-Verbesserung, dass die Menüzeilen der Applikationen jetzt immer am oberen Monitorrand wie bei MacOS oder früher bei Atari hängen.
Wer noch nie Ubuntu ausprobiert hat, sollte sich mal die Online-Tour anschauen oder eine Live-CD erstellen und sich unverbindlich umschauen. Ubuntu installiert sich bei Gefallen auch unproblematisch neben bestehendem Windows.
Links
- Homepage: ubuntu.com
- Testen: Ubuntu Tour
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