Michael Seemann ist Blogger. Neulich war er damit sogar im Fernsehen. Und Michael Seemann hat erkannt, dass er Teil eines Problems ist: Er ist das Produkt einer Gesellschaft, die ihm ein Studium und einen Auslandsaufenthalt ermöglicht hat. Doch statt dieses Potential für Einsichten zu nutzen, blickt er auf die Menschen herab – Als Teil einer selbsternannten Elite in einer kleinen Kapsel aus Internet, kreisend um den Planet Berlin-Mitte.
Das Schlaraffenland ist laut Wikipedia „ein fiktiver Ort aus diversen Märchen, in dem alles im Überfluss vorhanden ist.“ Das Wort stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet „Das Land der faulen Affen“.
Genau so einen Ort beschreibt Michael Seemann: Es ist ein Ort, an dem alle das tun können, was sie wollen. In dem alle nur die besten (gleichen) Filme gucken, die beste (gleiche) Sprache sprechen und die besten (gleiche) Gedanken denken, in der man sich nicht mehr um Geld, Job und Familie kümmert.
Michael Seemann liegt aber falsch, wenn er sich als Teil einer kommenden Machtelite sieht. Denn er macht ja nichts. Er bloggt. Er twittert. Er und seine Mitverschwörer tun nichts. Sie kommentieren nur. Sie bewegen nichts in der Welt. Sie leben in Dekadenz und sind zufrieden damit, wenn sie ihren Milchkaffee ans Laptop serviert bekommen – ob in Berlin oder New York.
„Saturiert“ ist Michael Seemans Lieblingswort. Wikipedia beschreibt Saturiertheit als „[…] eine individuelle Übersättigung des Wohlstandsbürgers, der wenige eigene Bedürfnisse, Reaktionen und Willensäußerungen an den Tag legt. Vielmehr erzeugen Medien, Werbung und Propaganda gleichsam von außen künstlich Bedürfnisse. An Kreativität, Spontaneität oder Engagement hat der Saturierte nur bedingt Interesse und zeigt sich dazu kaum in der Lage.“
Wenn man „Saturiert“ falsch schreibt – und Michael Seemann schreibt es jedesmal falsch – ist einer der erste Treffer bei Google ein Tweet von Michael Seemann:
„ich kreise so satuiert in meiner internetblase, dass mich das ende der wehrpflicht nicht mal interessiert, wenn ich mich anstrenge.“
Wolfgang Michal bei Carta bezeichnet das als „Hans-Guck-In-Die-Luft-Haltung“. Ein weiteres Märchen. Warten wir ab, wie die Moral von der Geschicht’ lautet.
Schreibe einen Kommentar