In seinem Artikel „The Next Net“ schlägt Douglas Rushoff einen Neuanfang vor. Ein neues Internet. Das alte Internet sieht er in der Hand internationaler Konzerne und der Regierungen. Die von der amerikanischen Regierung veranslassten Aktionen gegen Wikileaks haben gezeigt, dass wir ein neues, dezentrales, selbstorganisiertes Netz brauchen. Ein Bürgernetz.
Douglas Rushkoff weißt darauf hin, dass der Fall Wikileaks gezeigt hat, dass die Dezentralität und Subversitvität des Internets ein Mythos ist:
„The ease with which a Senator can make a phone call to have a website such as Wikileaks yanked from the net mirrors the ease with which an entire top-level domain, like say .ir, can be excised. And no, even if some smart people jot down the numeric ip addresses of the websites they want to see before the names are yanked, offending addresses can still be blocked by any number of cooperating government and corporate trunks, relays, and ISPs. That’s why ministers in China finally concluded (in cables released by Wikileaks, no less) that the Internet was ’no threat.’ “
Auch die zunehmende Kommerzialisierung vor allem getrieben durch das mobile Internet seien Menetekel des zukünftigen Internets:
„The fiberoptic cables running through the streets of San Francisco and New York are not a commons, they are corporate-owned. The ISPs through which we connect are no longer public universities but private media companies who not only sell us access but sell us content, block the ports through which we share, and limit the applications through which we create. They are not turning the free, public net into a shopping mall. It already *is* a shopping mall. Your revolutionary YouTube video has a Google advertisement running across the bottom. Yes, that’s the price of ‚free’ when you’re operating on someone else’s network.“
Mailboxen bildeten ein Bürgernetz
Er fordert dazu auf, das Internet zu verlassen und mit einem neuen Netz zu starten. Klingt unglaublich? Ist es aber nicht!
Rushoff erinnert an die Anfänge: Bevor es das World Wide Web gab, umspannte die Welt ein Netz privater Mailboxen, die zum Beispiel im Maus- oder Fidonet verbunden waren. Schon damals konnte man problemlos E‑Mails verschicken und in Newsgroups global diskutieren.
Mailboxen boten nur asynchrone Kommunikation, waren schwarz/weiß und technisch nur etwas für Enthusiasten. Aber die gab es. Heute ist die Technik viel billiger als damals. Und das Wissen kann sich viel schneller verbreiten. Es braucht nur eine zündende Idee, wie man so ein Bürgernetz umsetzen kann. Technisch legt er sich da nicht fest und das ist auch nicht wichtig.
In Berlin sieht man ermutigende Anfänge im Freifunk. Dort gibt es aber auch eine einmalige Kombination von vielen technisch interessierten Menschen und der fehlenden Möglichkeit im Ostteil der Stadt Breitband-Internet zu bekommen. Dank Flatrates könnte man mehrere solcher Freifunknetze mit ISDN-Leitungen verbinden.
Ich möchte auf die Vernetzungsmöglichkeiten, die das Internet bietet, nicht verzichten. Das alte Mailboxnetz, betrieben von Leuten wie Dir und mir, hatte aber auch seinen Charme. Vielleicht lässt sich das verbinden.
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Foto: KONG / photocase.com
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