Verschiedene Blogger beschäftigen sich zur Zeit mit der Zukunft von Apps. Apps sind diese kleinen Programme, die man für sein Mobiltelefon kaufen kann – viele gibt es auch umsonst. Es hat sich aber vor allem rund um den App-Store von Apple eine kleine Branche gebildet, die mit relativ wenig Aufwand Geld verdient. Viele Beobachter geben dieser Blase keine Chance auf dauerhafte Existenz.
Der App-Store und die Alternativen von der Konkurrenz lösen zwei Problem:
- Kundenaquise und Distribution werden komplett über einen zentralen Punkt auf dem Telefon erledigt. Wer etwas verkaufen will, meldet es hier an und wartet auf seine Kunden.
- Die Abrechnung übernimmt Apple, kassiert bei den Kunden und zahlt an die Anbieter aus.
Da das auf die gleiche Weise auch auf dem iPad funktioniert, haben diverse deutsche Verleger das Gerät als Lösung für das Problem mit ihrem Content Geld zu verdienen gefeiert. Statt eine Internetseite ohne klares Geschäftsmodell zu betreiben, lässt man sich ein Programm schreiben, dass die Inhalte auf dem iPad darstellt und da man das Programm nur über den App-Store bekommen kann, muss der Kunde durch den Bezahl-Feuerreifen hüpfen, um an die Leckerli-Inhalte zu kommen.
Leider Quatsch
Leider ist das nicht gerade weitsichtig, denn zum Einen funktionieren die Apps fürs iPhone höchstens noch auf dem iPad – andersherum nicht und zum Anderen schauen potentielle Kunden mit anderen Endgeräten gänzlich in die Röhre.
Apple hat einen Marktanteil im Mobiltelefonbereich von ca. 15%*. In den 100% sind natürlich jede Menge Telefone, die noch gar nicht für die mobile Internetnutzung gedacht sind – entsprechend kann man den Anteil von Apple für die interessante Gruppe der Smartphone-Nutzer höher ansetzen. Es lässt aber all die Desktop- und Laptop-Computer-Besitzer völlig außen vor.
Also müsste man mindestens noch für Android und Windows, vielleicht aber auch noch für Blackberry und Mac entsprechende Apps schreiben lassen und verkaufen. Und das alles, während es einen Megatrend weg vom Desktop gibt. Mehr und mehr Dienste werden per Browser angeboten: Mails kann man schon lange per web.de, GMX & Co. abrufen. Es gibt Fotoalben, Textverarbeitungen, Kalender‑, Projektmanagement- und Customer-Relationship-Management-Software online und Google arbeitet an einem Betriebssystem für Netbooks, das quasi nur noch aus einem Browser besteht. Und dann gibt es Leute, die glauben, dass Programme, die nur auf einem einzigen Typ Endgeräte läuft die Zukunft wäre.
HTML 5 ist die Zukunft
Eine Apps ist doch nicht mehr als ein Link auf eine Internetseite, die nicht aussieht wie eine typische Internetseite. Spätestens mit HTML5 wird man mit Browsertechnologie machen können, was immer man sonst nur mit nativen Programmen konnte – es wird aber Geräte unabhängig sein.
Second-Life – Das virtuelle Mahnmal
Vor ein paar Jahren gab es einen ähnlichen Hype: Second Life. Ich loggte mich ein und schaute es mir an. Es gab hunderte von Artikeln darüber wie dieses System die virtuelle Wirtschaft ankurbeln würde. „Es gibt sogar eine eigene Währung!“ Dann begannen Leute, sich als Architekten der neuen Welt selbstständig zu machen. Und ich dachte mir, „muss ich jetzt wirklich statt Websites Häuser bauen?“
Mittlerweile kümmert sich kein Mensch mehr um Second Life und all seine Clone. Das Web ist so groß geworden, weil es auf freier Technologie beruht, weil es jedem den Zugang ermöglicht und es ermöglicht beliebige Dinge auszuprobieren. Es ermöglicht, Inhalte auf verschiedenste Weisen aufzubereiten und zu vermischen. Die Konserven-Form mag für bestimmte Zielgruppen interessant sein. innovativ ist das nicht und der Druck aus dem freien Netz auf die Walled-Garden-Apps wird auf dauer zu groß sein.
Links
- Kassenzone: Sind Apps nur eine Modeerscheinung?
- Netzökonom: Apps sind ein Übergangsphänomen
- Deutsche Startups: Es wird keine dauerhafte Appconomy geben
Bild: Jesus Belzunce Lizenz: CC by-nc-nd
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