„Das ist ein Akkord, das ist noch einer und hier ein dritter: Jetzt geh und gründe eine Band.“ lautete das Motto des Punk. Heute heißt es eher: „Hier ist ein Computer, hier ein Browser und das ist ein WordPress-Account: Jetzt geh und gründe eine Zeitung.“ Punk ist im Kern leider schrecklich unkommerziell und unberechenbar – deswegen wissen die Stadion-Rocker aus der Werbebranche auch nicht, was sie tun sollen und nennen Blogs „Loser Generated Content“.
Ich bin ein großer Fan des Selbstgemachten – des Dilettantismus:
„Ein Dilettant (ital. dilettare aus lat. delectare „sich erfreuen“) ist ein Nicht-Fachmann, Amateur oder Laie. Der Dilettant übt eine Sache um ihrer selbst Willen aus, also aus privatem Interesse oder zum Vergnügen.“ – Wikipedia.de
Mir ist leicht schräge, aber ehrlich gemeinte Musik lieber als das neuste Hochglanz-Produkt von den besten Produzenten der Musikindustrie. Mir zählt die persönliche Empfehlung eines Freundes mehr als der teure Werbespot mit irgendeinem Star als Marktschreier.
Und wenn ich mir etwas kaufen möchte, dann schaue ich mir zum Beispiel bei Amazon selten den Werbetext und häufiger die Bewertungen der Kunden an – auch wenn man die natürlich mit Vorsicht genießen muss. Oft sind die ja auch schon von Auftragsschreibern unterlaufen. Aber ein Dutzend Bewertungen wären dann doch ein bißchen viel Aufwand für einen Fake.
Wie das Wikipedia-Zitat schon zeigt, geht es dem Dilettanten um die Sache selbst – Wenn Olli Dittrich aber für einen Elektromarkt wirbt nimmt man ihm nicht eine Sekunde ab, dass er das aus einer inneren Überzeugung tut, sondern nur fürs Geld. Ehrlich: Ich würds auch tun. Aber ich würde auch von niemandem verlangen, dass er mir glaubt.
Das Problem
Natürlich will jeder auf die eigene Arbeit aufmerksam machen und so neue Kunden aufmerksam machen und anlocken. Das ist ein legitimes Bedürfnis. Und in früheren Zeiten war dafür eine Anzeige in der Zeitung oder ein Spot im Fernsehen sicher ein guter Weg, um nicht nur Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern auch das Image eines Produktes mit zu prägen.
Natürlich haben sich auch damals schon die Leute darüber ausgetauscht, ob denn der neue Mercedes wirklich so gut sei, wie es die Werbung versprach. Da musste man aber zufällig jemanden kennen, der diesen Wagen schon fuhr oder der Automechaniker war.
Heute kann man in kürzester Zeit ganze Heerscharen von Leuten finden, die sich mit einem Produkt auskennen. Und wenn es scheiße ist, dann wird das Kind beim Namen genannt.
Mit dem altbekannten „Dieses Waschmittel ist besser als herkömmliche Waschmittel.“ wird man in Zukunft niemanden mehr hinter dem Ofen vorlocken können. Auch der Trick in Zahnbürsten immer neue Knicke einzubauen, um sie als Innovation zu verkaufen, läuft so immer mehr ins Leere. Wer in Zukunft überzeugen will, braucht ein gutes Produkt und muss das ehrlich vertreten – in einen Dialog mit den Kunden treten.
Links
- via Erdmania
- „Offener Brief an manche Werbekreativen in Deutschland“, ConnectedMarketing.de
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