Bei Dennis Erdmann ist gerade „Web2.0‑Themenwoche“ und als erstes hat er „RSS“ vorgestellt. Ich denke nicht, dass es Zufall ist, dass er gerade RSS als erstes gewählt hat: RSS ist die wohl am meisten unterschätze und unbekannte aller Techniken, die dem Web2.0 zugerechnet werden. Das liegt wohl daran, dass sie zunächst unsexy und technisch daher kommt. Ich würde Dennis aber gerne unterstützen und „das Wort verbreiten“. Was also ist RSS? Und warum ist es sexy?
RSS steht für „Really Simple Syndication“, was so viel bedeutet wie: „Echt einfache Möglichkeit [Inhalte] zusammenzuführen“ und meiner Meinung nach beschreibt es der aktuelle Wikipedia-Eintrag nur unzureichend:
„RSS ist ein Service auf Webseiten, der ähnlich einem Nachrichtenticker die Überschriften mit einem kurzen Textanriss und einen Link zur Originalseite enthält.“
RSS ist zunächst einmal XML – das bedeutet, dass Informationen nach ihrer Funktion strukturiert und mit „Metadaten“ versehen werden:
- „Was ist RSS?“ ist die Überschrift
- „bla bla bla“ ist der Text
= Struktur
- Erstellt am 17.7.2008
- Veröffentlicht am 18.7.2008
- Zu finden unter example.com/path/file.htm
= Metadaten
Die Art und Weise, wie genau Struktur und Metadaten markiert werden, ist in den RSS-Spezifikationen festgelegt. Da diese Spezifikationen bekannt sind, kann RSS mit beliebigen Programmen auf der einen Seite erzeugt werden und auf der anderen Seite eingelesen werden. Per RSS können also Daten „übertragen“ werden. RSS verfügt über Spezifikationen, die Daten beschreiben, die typischerweise in Artikeln vorkommen: Überschrift, Text, URL, Autor usw.
RSS Feeds
Hängt man mehrere Artikel in RSS formatiert hintereinander, bekommt man einen sogenannten RSS-Feed. Diese Feeds gibt es mittlerweile auf sehr vielen Internetseiten. Dort kann man dann oft, wie bei Wikipedia beschrieben, die aktuellen Artikel als Anreißer lesen und dem Link zum vollständigen Artikel folgen.
Die RSS-Feeds sind entweder irgendwo auf der Seite selbst beworben (so wie bei mir mit der Feedburner-Anzeige der Abonnenten) oder sie werden vom Browser direkt erkannt. Dann wird das RSS-Icon rechts neben der Internet-Adresse in der Adresszeile des Browsers angezeigt. Klickt man dort, kann man diese Feed abonnieren.
RSS-Feeds abonnieren
Es gibt es eine Vielzahl Programme, mit denen man RSS abonnieren kann. Der Firefox und der Internet Explorer ab Version 7 fügen RSS-Feeds als sogenannte „dynamische Lesezeichen“ in die Liste der Lesezeichen. Dort ist dann nicht nur die eine Seite verlinkt, sondern alle Artikel, die in dem RSS-Feed stehen.
Es gibt aber auch Programme, die dann schon gleich die Inhalte anzeigen oder direkt die Internetseite mit dem Artikel. Der Thunderbird kann zum Beispiel auch RSS-Feeds verwalten. Bei Google auf der personalisierten Startseite oder bei Google Reader kann man seine RSS-Feeds sammeln. Es aber noch viel mehr Software für Windows, Linux, MacOS und auch Websites, die das Lesen von RSS-Feeds ermöglichen.
Warum?
Egal welche Software Du verwendest: Sie ruft automatisch und regelmäßig den RSS-Feed auf und schaut nach, ob es neue Einträge gibt. Du wirst also automatisch darüber informiert, ob es etwas Neues auf der Seite gibt und brauchst nicht selbst ständig nachschauen. So kann man mit wenig Aufwand einen Überblick über viele interessante Sites behalten.
Information Overload
Allerdings muss man beim abonnieren von Feeds aufpassen, dass man nicht von den Meldungen erschlagen wird. Wer zum Beispiel den Heise-Newsticker oder Spiegel-Online abonniert, wir fast minütlich neue Nachrichten bekommen, von denen die wenigsten tatsächlich relevant sind. Nicht jeder RSS-Feed ist also auch wirklich zum Lesen geeignet.
Ich selbst habe es mir beim Abonnieren zur Regel gemacht, Feeds abzubestellen, die mehr als 3 Artikel pro Tag schicken. Und wenn bei denen die Quote der interessanten Artikel zu gering ist, fliegen die auch wieder raus. Es gibt aber oft zum Beispiel Blogs, die über große Themenbereiche zusammenfassende Artikel schreiben, so dass man mit einem Artikel einen guten Überblick über den aktuellen Stand eines Themas bekommt.
Außerdem öffne ich meinen Feedreader nur einmal morgens, öffne interessant klingende Artikel in einem neuen Tab im Browser und markiere die anderen als „gelesen“. Dann überfliege ich die Artikel und lese die wirklich interessanten genauer. Mit ner Tasse Kaffee in der Hand, ist das inzwischen zur morgendlichen Routine geworden.
Beispiele
- Ich abonniere gerne die Entwickler-Blogs von Software, die ich zur Arbeit einsetze um zu erfahren, was sich da tut und ob sich die Software in eine Richtung entwickelt, die ich gut finde. Das sind allerdings selten Artikel, die ich wirklich lese. Da reicht mir meist schon die Überschrift, um einen Eindruck zu bekommen.
- Es gibt einige Fachblogs zu Web 2.0, Enterprise 2.0 und Usability, die die Diskussionen in anderen Blogs und auf Konferenzen reflektieren. Da bekommt man auf relativ wenig Platz einen guten Überblick.
- Dazu habe ich die Blogs von einigen Freunden und Bekannten abonniert, um zu wissen, mit was die sich gerade beschäftigen. Da Blogger zur Zeit noch eher zur „technischen Speerspitze“ gehören, schreiben die oft über Themen, die mich interessieren. Ob das Fahrrad in Reparatur ist oder ob der Vermieter spinnt, möchte ich dann doch lieber persönlich erfahren.
Und noch?
RSS eignet sich aber nicht nur zum einfachen „bei der Stange halten“ der Leser, sondern spielt seine Vorteile dann aus, wenn es wirklich freizügig genutzt wird: Ich mag Feeds, die nicht nur den Anreißer zur Verfügung stellen, denn in meinem Feedreader kann ich die Schrift so einstellen, wie ich das am Besten lesen kann und es gibt kein Layout und keine weiteren Features, die von den Inhalten ablenken.
Ich gehe dann nur auf die Ursprungssite, wenn ich kommentieren will oder die Diskussion in den Kommentaren lesen will. Für Sites, die nicht von Werbeeinnahmen lesen, sollte das eigentlich okay sein, spart es doch sogar Traffic.
RSS benutze ich auch, um meine Kurzeinträge bei identi.ca (früher von Twitter) auf kaffeeringe.de einzubinden: Für RSS gibt es nämlich auch Skripte, die die Inhalte auf anderen Sites integrieren.
Theoretisch ist es also möglich, die Artikel fremder Seiten auf der eigenen einzubauen. Hierbei sollten aber die jeweiligen Lizenzbedingungen beachtet werden. Prinzipiell unterliegt alles dem Urheberrecht und darf nur bei ausdrücklicher Erlaubnis übernommen werden. Stehen die Inhalte aber unter einer freien Lizenz, wie zum Beispiel Creative Commons, ist die Wiederveröffentlichung danach möglich.
Es ist aber auch denkbar noch ganz andere Inhalte per RSS zu verbreiten: Man schließe die Kaffeemaschine per Sensor an einen Computer, der dann den Feed aktualisiert, wenn die Kanne leer ist. Diesen Feed zu abonnieren und dann nachzuschauen, ist wesentlich unaufdringlicher, als jedesmal eine E‑Mail zu bekommen.
Ausprobieren!
Ich kann nur dazu raten, verschiedene RSS-Reader auszuprobieren und RSS allgemein auszuprobieren. Es gibt kaum eine effizientere Art, sich einen laufenden Überblick über ein Thema zu verschaffen als per RSS.
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