Gestern war mal wieder WebMontag in Kiel und der zufällige Schwerpunkt des Abends: Apple. Dieter Fritsche hat zum einen das iPhone SDK vorgestellt und erklärt, warum er alles von Apple toll findet. Jörg Wettlaufer hat ein iPod-Touch Mod vorgestellt, mit dem man telefonieren kann und Hinnerk Haardt hat spontan über die Usability von Mac OSX referiert. Ich war dagegen der Meinung, dass Apple genauso eine Firma wie Microsoft ist und wir haben verschiedene Kritikpunkte gefunden, die in den Vorträgen ein wenig zu kurz kamen. Insgesamt kam Apple dennoch recht gut weg.Laut Dieter ist es mit dem iPhone SDK jetzt endlich(?) möglich, eigene Anwendungen für das Telefon zu programmieren. Angeblich gibt es eine Menge Firmen, die da nur drauf gewartet haben – der Name „SAP“ fiel. Mit dem SDK lassen sich offenbar recht einfach die Objective C Anwendungen erstellen, die Apple dann wiederum in einer Art iTunes-Store vertreiben will. 30% des Umsatzen geht dabei für die Abrechnung an Apple. Die Firma will jede Software vorher testen und quasi zertifizieren. Entscheidet dadurch aber auch, ob eine Software genehm ist oder nicht.
Man fragt sich unwillkürlich, warum da jetzt alle so scharf drauf sind – konnte man vorher für Smartphones nicht programmieren? Gab es keine Möglichkeit auch auf Windows Mobile Anwendungen zum Laufen zu bekommen, die nicht mitgeliefert wurden? Ich kenn mich da nicht aus. Aber ist das nicht ein ziemlicher Hype? Ach ne – man kann das iPhone ja mit den Fingern bedienen. Das ist natürlich neu und unterstützenswert.
Dann hat Jörg Wettlaufer seinen Beitrag über VoIP mit dem iPod-Touch eingeschoben. Offenbar kann man mit einigen Hacks („Jailbreak“) eigene Applikationen auf dem iPod-Touch installieren. Gewollt ist das von Apple nicht. Sonst müsste man da wohl nicht hacken… Jedenfalls kann man ein Mikrofon an den MP3-Player stecken und mit der Touchmod Software per WLAN telefonieren.
Unser VoIP-Experte Hendrik Scholz erklärte dann, warum das eine Technologien ist, die es zur Zeit auf kaum einem in Europa verbreiteten Handy gibt: Die Mobilfunkanbieter subventionieren die Telefone so stark, dass sie natürlich verhindern wollen, dass man mit den Geräten deren Gebühren umgehen kann. Und da die genügend große Stückzahlen bei den Herstellern abnehmen, können sie halt bestimmen, welche Features unterstützt werden sollen und welche nicht. Es gäbe auch schon entsprechende Telefone – allerdings von Herstellern, die auf deutschen Schulhöfen niemanden beeindrucken. Deswegen würden sie hier auch von den kleineren Anbietern nicht verkauft.
Ich denke, dass hier Apple mit dem iPhone ein Stillhalteabkommen aufgebrochen hat. Echte neue Features oder auch nur eine einfachere Bedienbarkeit gibt es von den gängigen Herstellern seit Jahren nicht. Zumindest die Telefone, die ich in den letzten 8 Jahren besessen habe, geben sich in der Bedienung alle nichts.
Dann hat Dieter seinen MacBook Air („Technik zu klein: Starjournalist wirft MacBook aus Versehen weg“, spiegel.de) ausgepackt und ein paar Sachen erzählt, die dazu führten, dass er inzwischen komplett (bis auf Server-Anwendungen) auf Mac setzt. Und einige Features klangen schon beeindruckend: So lassen sich Macs wohl in einen Festplattenmodus versetzen, so dass man sie quasi als externe Festplatte per Firewire an einen anderen MAC anschließen kann. Der bietet dann an, die Einstellungen und Programme von dem anderen zu übernehmen. Sehr praktisch, wenn man zum Beispiel das E‑Mail Programm nicht mehr neu einrichten und den Junk-Filter trainieren muss. Auch die Installation und Deinstallation von Programmen klang überzeugend.
Hinnerk schloss mit einem spontanen Vortrag über Usability des MacOS an: Apple hat seiner Erfahrung nach als einzige Firma in den 90ern Usability Studien durchführen lassen und sich weitestgehend an die Ergebnisse gehalten. Die Menüleiste des aktiven Programms an den Bildschirmrand zu verlegen, macht es dem Benutzer zum Beispiel wesentlich einfacher, die Schaltflächen zu treffen. Denn egal wie weit man die Maus schiebt – der Zeiger bleibt ja an der Bildschirmkante hängen.
Die von Hinnerk vertretene Ansicht, dass man prinzipiell mit der Mouse schneller als mit Tastaturkürzeln arbeite, war heiß umstritten. Es scheint aber tatsächlich Studien dazu zu geben, die das unterstützen. Da werde ich mich mal einlesen. Ich denke, man sollte nicht von seinen jahrzehntelangen Erfahrungen mit unergonomischen Programmen auf die Allgemeinheit schließen. Ich kann mir schon vorstellen, dass man sich eine Menge Tastaturkürzel sparen könnte, wenn man generell Dinge anders lösen würde. Eigentlich ist das Kopieren und Einfügen in der Linux Console ein nettes Beispiel: Einfach markieren (gleichzeitig ist es kopiert) und am Ziel die mittlere Mouse-Taste klicken – fertig. Das ist sicher schneller als markieren, STRG‑C, klicken, STRG‑V
Bei allem Apple Hype hatten aber auch die anwesenden iPod und Mac-Eigentümer Negatives zu berichten. Persönliche Erfahrungen mit Garantiefällen und Hardware-Problemen wurden ausgetauscht. Zwar ist das nicht repräsentativ, aber etwas getrübt wurde die Euphorie dadurch doch.
Und mir persönlich kam Apple ein wenig zu gut weg. Das ist die Firma, die in den 90ern ihre Kunden dazu gezwungen hat, auch noch Apple Drucker zu kaufen, weil einfach die Anschlüsse von normalen Druckern nicht an deren Computer passten. Und genau das gleiche betreiben die jetzt mit ihren Rechnern und dem iPhone und dem iPod. Richtig gut funktionieren die immer nur an Mac oder zumindest mit iTunes. Mit jeder neuen iPod-Generation müssen sich wieder Leute daran setzen, herauszufinden wie man den MP3-Player auch mit andere Software verwalten kann. Und dann kann man den gleichen iPod nicht einmal an verschiedene Rechner anschließen – es ist zwar vorgesehen, dass ein iTunes mehrere iPods verwaltet aber nicht, dass ein iPod an mehreren Rechner vernünftig betrieben werden kann.
Nachdem wir jetzt schon den Linux und den Mac-Schwerpunkt hatten, würde mich mal interessieren, ob sich jemand für einen Windows-Schwerpunkt findet. Freiwillige vor!
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