Wikipedia ist das große Vorbild: Ein Online-Lexikon für das tausende von Benutzern Millionen von Artikeln geschrieben haben, die zumindest nach Einschätzung einiger Experten zum Teil die Qualität von gedruckten Werken erreicht. Das OpenStreetMap Projekt hat vor, diesen Erfolg auf digitale Karten zu übertragen.
Geoinformation gilt als die Zukunftstechologie neben der Biotechnologie. 80% aller Daten, mit denen wir täglich zu tun haben, verfügen über Raumbezug. Und sei es nur die gute alte Postadresse.
GI-Markt in Bewegung
Seit Google mit seinem Kartenangebot im Internet aufgetreten ist, hat sich einiges getan: Zum Einen kann dank der Google Maps API inzwischen jeder kostenlos eigene Kartenanwendungen erstellen, zum Anderen sind mit Yahoo und Microsoft Googles Mitbewerber nachgezogen und bieten ähnliche Dienste mit immer neuen Funktionen an. Ein Angebot übertrumpft das anderen.
Für den Benutzer bleibt aber die bange Frage: Was passiert, wenn der Dienst plötzlich in einer Art geändert wird, der nicht mehr zu meinem Angebot passt? Google behält sich zum Beispiel vor, in Zukunft Werbung in den Karten einzublenden.
Außerdem gibt es keine Möglichkeit, Fehler in den Karten zu korrigieren. Das Geographische Institut der Uni Kiel befindet sich zum Beispiel in der Ludewig-Meyn Straße – bei Google Maps heisst die Straße aber Lutewig-Mey Weg. Für Wegweisungen ist das ein wenig peinlich. Solche Fehler werden von den Kartenherstellern oft absichtlich eingebaut, um so Plagiate auffliegen lassen zu können.
Open Source Karten
Das OpenStreetMap-Projekt will mit geballter Kraft der Online-Community Abhilfe schaffen und zum ersten Mal eine digitale Kartengrundlage erstellen, die jeder völlig frei und kostenlos benutzen kann – egal ob für den Anfahrtplan zur Party oder für die Herausgabe eines Atlasses.
Die Daten dafür erstellen Menschen wie Du und Ich: Geeignete GPS-Geräte kann man mittlerweile ab 100.- EUR erwerben. Dann muss man es nur auf den nächsten Spaziergang mitnehmen und schon hat man die nötigen Koordinaten. Über einen sehr einfach gehaltenes Programm, das auf jedem Rechner laufen sollte, kann man nun aus den Strecken Straßen, Wege, Flüsse, Seen und vieles mehr digitalisieren.
Neben der Methode, mit dem GPS-Gerät durch die Gegend zu marschieren, gibt es auch die Möglichkeit von Luftbildern zu digitalisieren – Dazu sollte man allerdings nur solche Fotos nehmen, zu denen man die vollen Nutzungsrechte hat. Yahoo hat sich zum Beispiel bereiterklärt, dass deren Luftbildmaterial für OSM genutzt werden kann. Daraus sind zum Beispiel die ersten, öffentlich verfügbaren digitalen Karten von Bagdad entstanden. Zur Regierungszeit Saddam Husseins war die nicht-staatliche Erstellung von Karten nicht erlaubt.
Angereicherte Daten
Neben den puren Straßendaten können vielerlei zusätzlicher Informationen gespeichert und zur Verfügung gestellt werden: Postkästen, Supermärkte, Kneipen sind gar kein Problem – es ist aber auch möglich den Straßen Attribute zuzuweisen – zum Beispiel die Fahrtrichtung bei Einbahnstraßen, Geschindigkeitsbeschränkungen oder Ampeln.
Und dann?
Alle Daten können als XML-Datei heruntergeladen werden. Entweder komplett oder als Teilausschnitt für einen bestimmten Bereich. Für Deutschland sind das gepackt etwa 40MB Daten, die alle unter Creative Commons Attribution-ShareAlike 2.0 Lizenz stehen. Das heisst, jeder kann die Daten kopieren, bearbeiten und weitergeben – aber nur unter der Bedingung, dass auf die Quelle hingewiesen wird und dass geänderte Daten unter den gleichen Bedingungen weitergegeben werden.
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