Dieser WebMontag war einmal wieder eine Premiere – zum ersten Mal haben sich Fans und Kritiker des Web2.0 im KITZ in der Schauenburgerstraße 116 getroffen. Hier gibt es genügend Platz für weitere Expansionen und genug Raum für interessante Vorträge, Diskussionen und Gespräche.
Einmal mehr ging es beim WebMontag um Linux. Genauer gesagt ging es um die Nachlese der Kieler Linuxtage. Über 500 Besucher hat die Veranstaltung am 8. und 9. September ins KITZ gelockt. Neben der Eröffnungsveranstaltung mit NDR Wetterfrosch Meeno Schrader standen verschiedene Workshops auf dem Programm. Zur Überraschung der Veranstalter waren gerade die besonders technisch ausgelegten Vorträge so gut besucht, dass die kleineren Räume aus allen Nähten platzten.
Einige der Themen überschnitten sich mit den vergangenen WebMontagen – Boris Erdmann erklärte einmal mehr OpenID und auch das „One Laptop per Child“ war wieder dabei. Hier allerdings tatsächlich zum Anfassen und natürlich vor einem anderen Publikum.
Launiges Highlight soll wohl Kristian Köhntopps Rundumschlag zu 15 Jahren Linux gewesen sein.
Es gab ein Linux Musterbüro zu erkunden, bei dem verdeutlich wurde, dass man unter Linux inzwischen alle gängigen Bürotätigkeiten erledigen kann – bis auf Kaffee kochen. Meiner Meinung nach ein guter Ansatz – den meisten Anwendern geht es vermutlich nicht um Open Source oder nicht, sondern darum mit möglichst wenig Aufwand möglichst alle Anforderungen erfüllen zu können.
So wurde seitens der Veranstalter ein wenig beklagt, dass laut Evaluation nur ein Drittel der Besucher Linux-Neulinge waren. Meiner Erfahrung nach suchen Menschen nur bei den Lebenspartnern nach der perfekten Lösung – und auch da nur, bis sie jemanden finden, in den sie sich verlieben, obwohl er nicht perfekt ist.
Stattdessen sucht man nach der erstbesten Lösung. Wenn Windows auf meinem Rechner vorinstalliert ist und dort ohnehin auch OpenOffice, Thunderbird, Firefox genauso kostenlos sind und genauso gut funktionieren, wie unter Linux – warum soll ich mich dann mit Linux beschäftigen? Windows mag nicht perfekt sein – Linux aber auch nicht. Und wechseln ist normalerweise einfach mehr Aufwand. Erst wenn die Hersteller ihre Rechner wahlweise mit Linux oder mit Windows ausstatten, gibt es es Chance, dass sich Linux wirklich verbreitet.
Die Art und Weise der Veranstalter über „Linux-Gläubige“ und „Linux-Ungläubige“ zu sprechen, erinnert mehr an das Verhalten von Sektenanhängern und trägt vermutlich nicht unbedingt dazu bei, dass man mehr Lust hat, sich mit dem Betriebssystem zu beschäftigen.
Ich denke ohnehin, dass sich immer mehr Anwendungen in den Browser verlagern – und dann wird es komplett egal, welches Betriebssystem man hat.
OTRS
Nach einer ausführlichen Diskussion über die möglichen Gründe für die die geringe Verbreitung von Linux auf Desktops präsentierte Stefan Mehne das Open Source Trouble Ticket System OTRS. Das unter GPL lizensierte System ist in Perl geschrieben und wird hauptsächlich von der OTRS Gmbh entwickelt und frei zur Verfügung gestellt. Das Projekt finanziert sich über die Comsulting-Leistungen, die die OTRS GmbH zur der Software anbietet.
In weltweit 49.000 Installationen in 22 Sprachen wird OTRS bereits eingesetzt um Kundenanfragen per E‑Mail, Telefon, VoIP, Fax oder WebInterface zu bearbeiten. Die Bearbeiter haben dabei Zugriff auf Queues in denen die Anfragen nach einem ausgeklügelten System verwaltet werden. Es gibt Dringlichkeiten, die zum Beispiel mit zunehmendem Alter einer Anfrage automatisch gesteigert wird.
OTRS verfügt über ein Templating und eine hervorragende Dokumentation, so dass es recht einfach an spezielle Anforderungen angepasst werden kann.
Postnuke Meeting
Zum Schluß habe ich noch eine kurze Zusammenfassung des internationalen Postnuke Entwickler Meetings in Osnabrück gegeben. Vor allem wollte ich auf die hervorragende technische Ausstattung des Veranstaltungsortes in der Universität hinaus. Die Übertragungen von Video, Ton und Desktop-Ansicht mit Chatmöglichkeit hat das Meeting in diesem Jahr starkt bereichert, da auch die daheimgebliebenen Postnuker einen Eindruck von den Vorträgen bekommen und sogar selbst Nachfragen stellen und damit Einfluß auf die Veranstaltung nehmen konnten.
Im Laufe meiner Erzählungen ist aber wohl auch etwas Interesse an einer weiteren Einführung in die Entwicklung von Web-Anwendungen mit dem neuen Postnuke .8 Core entstanden. Automatische Formularvalidierung, Object-Komponente, und Datenbankabstraktion waren wohl die auslösenden Begriffe. Also werde ich da mal etwas zum nächsten Mal vorbereiten.
Fazit
Trotz der Freigetränke war die Zahl der Besucher in diesem Monat etwas kleiner als in den vergangenen zwei Monaten – das sollte aber nicht am Veranstaltungsort gelegen haben. Das KITZ ist direkt zwischen Stinkviertel und Universität sehr zentral und technisch prima ausgestattet. Zumindest gab es einen guten Beamer und ein freies WLAN für Live-Blogger.
Allerdings war es im KITZ nicht ganz so gemütlich, wie im kultigen Konferenzraum der Werftbahnstraße – statt um einen großen Tisch zu sitzen, waren die Stühle in 4 Reihen im Halbkreis auf die Leinwand ausgerichtet. Das führte dazu, dass man sich bei Diskussionen nicht so einfach sehen konnte. Vielleicht sollten wir beim nächsten Mal einen schönen Erzählkreis bilden. Vielleicht aber auch nicht.
Der nächste WebMontag finde am 15.Oktober 2007 um 19:00 Uhr wieder im KITZ statt. Wer sich für die Teilnahme interessiert sollte sich bitte entweder im Wiki oder bei Xing/OpenBC eintragen.
Der Web Montag ist ein dezentral organisiertes, informelles Treffen zum Thema Web 2.0 (im weitesten Sinne), das Anwender, Entwickler, Gründer, Unternehmer, Forscher, Web-Pioniere, Blogger, Podcaster, Designer und sonstige Interessenten zusammenbringen möchte. Ziel des Web Montag ist zum einen eine bessere Vernetzung der Web 2.0‑Szene in Deutschland. Mehr Informationen auch zu WebMontagen in anderen deutschen Großstädten gibt es unter webmontag.de
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