Wer kennt das nicht? Ein Vortrag mit PowerPoint und der Redner klickt sich in 30 Minuten durch 172 Seiten, die meistens aus Text bestehen. Er liest das meiste ab und wenn einmal eine Grafik auftaucht dann ist die unscharf. Gleich zu anfang hatte der Redner sich schon für die geringen Kontraste entschuldigt: „Auf dem Monitor zuhause konnte man die schwarze Schrift auf dem blauen Hintergrund viel besser lesen.„Edward R. Tufte ist emeritierter Politik Professor aus Yale und der wohl profilierteste Gegner von „Slideware“ – also jeglicher Präsentationssoftware. Seier Meinung nach lenk PowerPoint vor allem von der eigentlichen Präsenation ab. Statt dem Zuschauer eine Ergänzung zum gesprochenen Wort zu liefern, funktioniert PowerPoint zumeist als Stütze und Leitfaden für den Redner.
Dazu kommt das Problem, dass PowerPoint das einzige wirklich einfach zu bedienende Programm von Microsoft ist. Hier findet jeder Benutzer sich auf den ersten Blick zurecht und schon nach wenigen Minuten haben die meisten Neulingen die ganzen „coolen“ Überblend-Effekte gefunden, die das Publikum schon nach dem ersten Mal nerven und den Redner als Anfänger outen.
Und weil PowerPoint so einfach zu bedienen ist, kann damit jeder seine Präsentationen selbst erstellen. Leider hat aber nicht jeder das grafische Händchen, dies auch wirklich gut zu tun, so dass man von den meisten Layouts direkt Augenkrebs bekommt.
Rhetorik-Trainer Matthias Pöhm hat auf seiner Homepage ein schönes Beispiel für die Art, in der PowerPoint einer ansonsten guten Rede jegliche Kraft nimmt: Angenommen es hätte schon in den 1960ern PowerPoint gegeben und Martin Luther King hätte seine berühmte „I Have a Dream“-Rede mit dieser technischen Unterstützung gehalten…
Matthias Pöhm: „250’000 Menschen hätten bereits vorher gelesen, was Herr Luther danach noch einmal fast wörtlich wiederholt hätte… seine sonst bildhafte Sprache hätte sich notgedrungen an den Akademikertext auf der Folie angepasst. Sie können sicher sein, dass sich die Wirkung einer der grössten Reden der Menschheit um den Faktor Zehn verschlechtert hätte! Ich vermute, nach so einer mit Powerpoint unterstützen Rede hätten wir wahrscheinlich noch heute die Rassentrennung in den USA.“
Auch wenn PowerPoint keinen Vortrag besser macht – man kann eine Menge Spaß damit haben: Zum Beispiel wurde am Rande des 23. Chaos Communication Congress „PowerPoint Karaoke“ zelebriert. Dazu wurden wahllos PowerPoint-Presentationen aus dem Internet gefischt und von alkoholisierten Freiwilligen dem begeisterten Publikum aus dem Stegreif vorgetragen.
Wer futter für eine diese Art der Unterhaltung sucht, kann auf slideshare.net fündig werden. Slideshare ist eine Art youTube für PowerPoint und für PowerPoint Karaoke ein wahres Schatzkästchen.
Links:
„PowerPoint Is Evil“, Wired 2003
PowerPoint is evil!, telepolis
Irrtum PowerPoint
Presentation Zen
Slideshare
Hoe to NOT use Powerpoint – lustiges Video
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