Welche ein unscheinbares, graues Büchlein fiel mir da in die Hand? Eigentlich wollte ich bei dem Antiquariat ein Buch von Andrea DeCarlo kaufen und war schon auf dem Weg zur Kasse, als mir der Name „Uwe Johnson“ ins Auge fiel. Uwe Johnson, dessen Name mir bisher nur durch den Briefwechsel mit Hannah Arendt bekannt war. Hardcover für 3,95 und dünn genug, um es auch durchzulesen, wenn es langweilig ist. Doch zwischen den Buchdeckeln stand so gar nichts Graues, Billiges.Johnsons Umgang mit Sprache ist atemberaubend, auch wenn sie sachlich klingt. Um die Ecke; Hinten durch und doch kommt er ans Ziel. Jeder Satz eine Offenbarung. Dabei ist die Geschichte eher deprimierend: Der aus Nazideutschland geflohene Schriftsteller Joachim de Catt tötet seine Frau, nachdem er herausfindet, dass sie ihn jahrelang hintergangen hat.
„Skizze“ ist das richtige Wort um die Erzählweise zu beschreiben. Episodisch werden Lebensstationen erzählt. Anhand von Textausschnitten anderer Autoren, begründet Joachim de Catt seine „Liebe sonder Vorbehalt“ und unterstützt damit den Betrug.
Am Ende fragt sich de Catt, was in seinem Leben echt war: Seine Liebe basierte auf Wunschdenke und wurde verraten. Alles was er in dieser Liebe erlebte, war Betrug. Selbstbetrug?
„1949, vor Gericht, habe er recht inständig gehofft auf eine Urteil, nach dem man ihm ums Leben bringen werde durch Stromstöße oder durch den Strang, wobei es ihm nicht um die Strafe gegangen sein, sondern um einen Notausgang, einen Ausweg. In der Folge habe er eine eigene Todesstrafe gefunden, abzuleisten durch Ableben“
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Skizze eines Verunglückten
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