Jetzt bin ich schon fast einen Monat in den USA und ich habe schon eine Menge gesehen: Mit unserer Exkursion sind wir nicht nur in Beverly Hills und Manhattan gewesen, sondern haben und auch die Problemviertel von Bronx und Brooklyn ueber South Side Chicago bis South Central Los Angeles angeschaut. Danach sind wir zu viert in einen Camper gestiegen und nun die Westkueste hoch bis San Francisco gefahren. Doch ich habe den Eindruck noch weniger zu verstehen, wie dieses Land funktioniert als vorher.Zwar erstaunte mich, dass offenbar jeder Amerikaner ein moeglichst grosses Auto fahren muss – auch wenn mir die Autoverliebtheit nicht gaenzlich unbekannt war. Wer hier aber alles mit einem Auto, das man in meiner Kindheit noch als Monster Truck bezeichnet haette, umherfaehrt ist unglaublich: Kleine Frauen von hoechsten 50kg steuern solche Geschuetze mit Handy unters Kinn geklemmt durch die Hochhausschluchten. Niemals wird sie so viel einkaufen, dass sich der LKW lohnt. Auch einen Hirsch wird sie niemals schiessen und transportieren muessen. Es muss also das alte Pionierblut sein, dass den Amerikaner Fahrzeuge kaufen laesst, die ihn notfalls auch zur naechsten Goldmine bewegen koennen.
Ausserdem muss der Amerikaner ueberall mit dem Auto hin. Zwar gibt es auch in St. Peter Ording und in Daenemark an einigen Stellen mir bekannte Autostraende, aber selbst die sehen in der Nacht nicht aus wie HIghways. In Oceano Beach konnte man die ganze Bucht hoch und runter schauen und es sah im halbdunkel des Vollmondes aus, wie eine Umgehungsstrasse. Sogar eine Polizeistreife schaute nach dem Rechten. Und waehrend der Daene peinlich genau darauf bedacht ist, seine Duenen zum Kuestenschutz zu erhalten, baut der Amerikaner aus ihnen Sand fuer neue Strassen ab.
Ein weiteres Beispiel: Klimaanlagen kannte ich ja bisher nur aus Fahrzeugen der Oberklasse. Hier haengen sie in jedem Zimmer uns kuehlen die Raumluft auf polare Grade herunter. Selbst oder gerade in den aermeren Vierteln haengen die Kuehlkaesten aus allen Fenstern. Auf einem der wenigen verkehrsberuhigten Plaetze in Brooklyn war es nicht einmal ansatzweise leise, weil ein Summen aus 100 Klimaanlagen ueber den Baeumen hing.
Faszinierend fuer uns ist auch immer wieder das Einkaufen. Aber nicht die Auswahl haut einen um – In Supermaerkten gibt es eigentlich nur Fastfoodbausaetze. Wer Brot und vernuenftige Sachen zu drauflegen oder ‑streichen sucht, muss in die Delikatessenabteilung gehen und 6$ fuer einen durchschnittlich guten Kaese ausgeben. Was uns echt die Koepfe schuetteln laesst sind die tausend Tueten, in die alles eingepackt wird. Immer drei Teile in eine Plastiktuete. Und wenn 4 Leute fuer 3 Tage einkaufen, hat man hinterher den halben Camper voll fledderiger Plastiktueten. Wir haben es bisher nicht hinbekommen beim Bezahlen klarzumachen, dass wir die Sachen nur von der Kasse bis in den Camper und dort in den Kuehlschrank transportieren, dass Tueten also nicht noetig seien.
Das komische ist: Jeder Amerikaner, den wir auf diese uns unglaublich vorkommende Verschwendung ansprachen, reagierte durchaus verstaendnisvoll. Offenbar weiss man, dass es auch anders geht, aber man macht es nicht. Benzin ist – entgegen den lokalen Zeitungsmelungen – aeusserst billig und Strom und Wasser werden auf den Campingplaetzen nichtmal abgerechnet.
Wir forschen weiter. Ich bin aber auch froh, dass ich naechste Woche endlich wieder nach Hause komme.
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