Ein großer Telekommunikationsanbieter hat sich kürzlich überlegt, dass er ein neues Image braucht und deswegen eine Kampagne gestartet, in der er sich mit verschiedenen Namen aus der „Blogosphäre“ schmückt. Doch leider reagierten diejenigen, die nicht auf der Liste standen nicht so, wie sich das große Telekommunikationsunternehmen das vorgestellt hat. Das große Mobbing setzte ein und führte inzwischen dazu, dass eine der Bloggerinnen sich jetzt ein neues Hobby sucht.
In seinem Artikel „Unser Netz muss sauber bleiben“ beklagt Magnus Klaue die Blockwart-Einstellung im angeblich so grenzenlosen Internet. Und ich möchte diesem Gedanken einmal folgen:
Auf der einen Seite gilt das Internet als zutiefst demokratisches Medium: Jede URL ist gleich – ob ich bild.de oder zeit.de oder ob ich fefe.de eingebe. Die Distribution der Informationen ist die gleiche (zumindest noch). Und zu jeder Meinung ist die Gegenmeinung nur einen Klick entfernt. Anders in der physikalischen Welt: Da liegt die BILD auf jedem Bäckertresen zum Kauf – abstruse Verschwörungs-Magazine gibt es höchstens in der Bahnhofs-Zeitschriftenhandlung.
Das aber war die Situation vor „Web 2.0“ – heute muss auf jeder Seite ein Kommentarfeld zu finden sein und da der Mensch gerne Formulare ausfüllt, tut er das auch. So bildet sich unter jedem nicht total nach dem Mainstream geschriebenen Artikel ein schleimige, ätzende Kommentarspur. Und giftige Blogartikel kreisen darum wie die Fliegen um den Kadaver.
Das Schlimme daran ist, dass diese ganzen Ausfälle die wirklich schlauen Kommentare überdecken. Außerdem ist das Internet dann nicht mehr der Ort, an dem jeder Alles sagen kann. Es ist dann der Ort, wo jeder für exzentrische Meinungen gesteinigt wird. Die Welt bleibt dann eine Scheibe, weil der Pöbel es so will.
Viele Menschen haben nicht begriffen, dass die Regeln der Höflichkeit das Schmiermittel der Gesellschaft sind und dass diese Regeln auch im Internet helfen. Man erreicht einfach mehr, wenn man Leute nicht mit Scheiße bewirft.
Sicher ist auch Kritik erlaubt, aber manchmal sollte man sich an das buddhistische Motto erinnern, nach dem man lieber nichts sagen sollte, wenn man nichts Positives zu sagen hat.
Das Internet bietet wirklich eine Menge Möglichkeiten zur Bereicherung unserer Gesellschaft – aber wir müssen alle noch lernen, damit vernünftig umzugehen.
Nachbemerkung
Übrigens hat Adolph Freiherr Knigge damals kein Benimmbuch geschrieben. So schreibt er in „Über den Umgang mit Menschen“:
„Jeder Mensch gilt in dieser Welt nur so viel, als wozu er sich selbst macht… Diese Erfahrung macht den frechen Halbgelehrten so dreist, über Dinge zu entscheiden, wovon er nicht früher als eine Stunde vorher das erste Wort gelesen oder gehört hat, aber so zu entscheiden, daß selbst der anwesende bescheidene Literator es nicht wagt, zu widersprechen, noch Fragen zu tun, die des Schwätzers Fahrzeug aufs Trockene werfen könnten.“ – wikipedia.de
Links
- „Unser Netz muss sauber bleiben“, freitag.de
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