Neulich habe ich die These gelesen: „Big Data bedeutet das Ende der Experten.“ Big Data ist im Moment ein heißes Thema. Es geht dabei um die Vorstellung, dass man die vielen Daten, die jeden Tag anfallen, so analysieren kann, dass man gar nicht mehr wissen muss, wie die Dinge funktionieren.
Ein Beispiel: Sie haben die Daten von einer Million Menschen und analysieren die. Dabei stellen Sie fest, dass diejenigen, die täglich Wein trinken, weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekommen. Dann könnten Sie den Schluss daraus ziehen, dass Sie regelmäßig Wein trinken, um gesund zu bleiben. Wir müssten nicht mehr wissen, warum etwas passiert, sondern nur noch, dass es passiert.
Mich hat das an eine Szene aus „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams erinnert. Dort wird ein riesiger Computer damit beauftragt: „Wie lautet die Antwort auf die große Frage nach dem Leben, dem Universum und allem?“ Nach Jahrmillionen hat der Computer die Antwort: „42.“
Daten können immer nur eine Grundlage für Entscheidungen sein. Gute Entscheidungen kann man aber nur treffen, wenn man mehr weiß, als nur das, was einem die Daten sagen. Statistiker machen diese Art Arbeit schon lange und das ist eine echte Wissenschaft. Sprich: Die Kunst des Experten liegt nicht darin, alle Antworten zu kennen, sondern darin, die richtigen Fragen zu stellen.
Gefährlich wird es, wenn der Staat mit Big Data versucht, das Verhalten von Menschen zu prophezeien. Das ist in etwa das, was die NSA macht: Sie sammelt möglichst alle Daten über jeden Menschen und versucht dann normales und abweichendes Verhalten zu erkennen. Da sind wir dann bei Philip K. Dick’s Roman „Minority Report“. Dort werden zukünftige Morde erkannt und die Noch-Nicht-Täter verhaftet, bis man feststellt, dass die Prognosen nicht immer stimmen und Menschen zu unrecht ins Fadenkreuz der Ermittler geraten sind.
Trotzdem kann man natürlich auch wirklich tolle Sachen mit Big Data machen. Ich liebe es, dass mein Musik-Player selbstständig Musik für mich zusammenstellt – analysiert aus dem Hörverhalten von Millionen anderer Musikfans.
Dieser Text ist am 16. August 2014 bei shz.de erschienen.
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